Alter Hirte

Rom, Konservatorenpalast
Marmor
Höhe: 1,07 m

Die ohne Kopf erhaltene Figur eines alten Hirten wurde nach ihrer Auffindung 1875 wegen der schlaff herabhängenden Brust als Frau gedeutet und ergänzt, doch zeigen Vergleiche mit anderen hellenistischen Skulpturen alter Menschen, dass eher ein Mann gemeint ist.

Um die Hüften ist ein Mantel gewickelt, und von der linken Schulter hängt ein verknotetes Ziegenfell herab. Mit der rechten Hand trägt der Hirte an die Hüfte gedrückt ein Lämmchen. In der abgebrochenen Linken hielt er wahrscheinlich einen Stock. Als Statuenstütze fungiert ein knorriger Baumstumpf, der sehr detailreich wiedergegeben ist und die freie Natur als Ort der Handlung bezeichnet.

Die lebendige Oberflächenstruktur und die unruhigen, kleinteilig zergliederten Flächen des Gewandes sprechen für eine Datierung des Vorbilds dieser römischen Marmorkopie in späthellenistische Zeit.

Seit dem 3. Jahrhundert vor Christus ist das Leben der einfachen Landleute ein Thema der griechischen Hirtendichtung (Bukolik) und der Bildkünste. Neben Bauern und Hirten werden vor allem Fischer dargestellt. Die hellenistischen Figuren bringen durch das zottelige Fellgewand, die mühevolle Bewegung und die schonungslose Darstellung des Alters die Härte und Kargheit des Landlebens zum Ausdruck und verklären es weniger als spätere Epochen. Wahrscheinlich wurden die Skulpturen von wohlhabenden Auftraggebern als Weihgeschenke in ländlichen Heiligtümern aufgestellt. Die mitgeführten Tiere sind dann als Opfergaben zu verstehen. In römischer Zeit wurden diese meist wohl aus Bronze gefertigten Statuen in Marmor kopiert. Sie dienten vor allem als Schmuck großer Villengärten und Parkanlagen.

Vertiefte Hintergrundinformationen zu diesem Thema finden Sie hier.

[Bildquelle]:
Copyright: Archäologisches Institut Göttingen

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