Ganswürger

Statue des ‚Ganswürgers‘

München, Glyptothek
Marmor
Höhe: 0,84 m

Ein nackter kleiner Junge hat mit dem linken Arm den Hals und einen Flügel einer großen Hausgans umfasst und presst das Tier an sich, während er ihm mit der anderen Hand direkt unterhalb des Schnabels die Luft abdrückt. Dabei beugt er sich weit zurück und stemmt sich mit seinen kurzen Beinchen kräftig vom Boden ab. Ob es dabei mehr um ein spielerisches Kräftemessen oder um eine unbeholfene Umarmung geht, ist schwer zu entscheiden. Die heftig schnatternde Gans jedenfalls scheint sich in ihrer Lage nicht sehr wohl zu fühlen.

Die Körperformen des wohl kaum Dreijährigen mit seinem fülligen Bauch, dem ‚Babyspeck‘ und dem pausbäckigen Gesicht und seinen noch ziemlich dünnen, über der Stirn zu einem kleinen Bausch zusammengebundenen Haaren sind ebenso genau erfasst wie die Gestalt der so stürmisch bedrängten Gans.

Der Sinn für die Eigenart des kindlichen Körperbaus und Verhaltens gehört zu den großen Errungenschaften der hellenistischen Plastik des 3. Jahrhunderts vor Christus. Ob die sehr räumlich, wie eine Pyramide komponierte Gruppe noch am Ende dieses Jahrhunderts entstanden ist oder erst in der Zeit um 160 v. Chr., ist in der Forschung umstritten. Das Bronzeoriginal der in mehreren römischen Kopien überlieferten Skulptur wird von Plinius d. als Werk des Bildhauers Boethos erwähnt; doch ist dessen Identifizierung ungewiss.

[Bildquelle:] Copyright: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

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