Apoll von Piombino

Statue des sog. Apollon von Piombino

Paris, Louvre
Bronze
Höhe: 1,15 m

Die unterlebensgroße Bronzestatue wurde 1832 im Meer bei Piombino an der toskanischen Küste entdeckt und kurz darauf an den Louvre verkauft. Schon damals entbrannte eine heftige Debatte um ihre kunstgeschichtliche Einordnung, die bis heute nicht beendet ist. Weniger umstritten war und ist die Frage der Deutung. Wahrscheinlich hielt die Figur in der linken Hand einen Bogen und gab sich damit als Apollon zu erkennen.

Vieles an der Statue findet sich ganz ähnlich bei den nackten stehenden Jünglingsfiguren des 6. Jahrhunderts vor Christus, den Kuroi: die fest auf dem Boden ruhenden Fußsohlen, das vorgesetzte linke Bein und die durchgedrückten Knie, das zarte, aber ein wenig maskenhaft wirkende Gesicht sowie die kunstvolle Frisur mit dem langen Nackenhaar. Die weiche Modellierung des Rumpfes jedoch erinnert eher an Werke des 5. Jahrhunderts. Lange Zeit überwog in der Forschung die Auffassung, es handle sich um einen „verspäteten“ Kuros aus einer etruskischen oder unteritalischen Werkstatt, entstanden einige Jahrzehnte nachdem das Kuros−Schema und der archaische Stil in den tonangebenden Gegenden der griechischen Welt, besonders in Attika, bereits außer Gebrauch gekommen waren.

Neuerdings hat jedoch eine bereits kurz nach der Auffindung der Figur geäußerte These wieder die Oberhand gewonnen. Danach wäre die Statue nicht wenige Jahrzehnte, sondern erst mehrere hundert Jahre nach der Archaik, nämlich in der Zeit Caesars oder des Augustus geschaffen worden, in einer Zeit also, als man sich für ältere Perioden der griechischen Skulptur besonders interessierte und deren Stile bewusst nachahmte. Der Apoll von Piombino wäre somit kein archaisches, sondern ein „archaistisches“ Werk. Eine merkwürdige, in Silber eingelegte Weihinschrift am linken Fuß, die den Apollon als Zehntopfer für Athena bezeichnet, passt weder in das 6. noch in das 5. Jahrhundert vor Christus, wohl aber in die altertümelnde, archaische Frömmigkeit beschwörende Atmosphäre der augusteischen Zeit.

Zusätzliches Gewicht bekam diese These, als 1977 in Pompeji im Haus des Iulius Polybius eine fast identische Bronzestatue des Apollon gefunden wurde, an deren fruehkaiserzeitlicher Entstehung kein Zweifel herrscht. Vielleicht stand auch der Apoll von Piombino ursprünglich in einem römischen Privathaus und stellte dort die fromme Gesinnung, aber auch die Kunstkenntnis des Hausherrn unter Beweis.

[Bildquelle:] Copyright: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

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