Flavius Palmatus

Statue des Flavius Palmatus

Geyre, Museum
Marmor
Höhe: 1,81 m

Die Statue des Flavius Palmatus ist eines der spätesten rundplastischen Werke in der Göttinger Sammlung der Gipsabgüsse. Sie entstand am Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. in Aphrodisias in Kleinasien, in einer Zeit, in der das Weströmische Reich bereits untergegangen war.

Dargestellt ist ein hoher Beamter der byzantinischen Reichsverwaltung, der Gouverneur der Provinz Caria mit Amtssitz in Aphrodisias. Dort wurde seine Statue 1972 entdeckt, in Sturzlage auf einem Hauptplatz der Stadt, vor der Front des Theaters. Die Figur stand auf einem hohen Sockel, der aus zwei wiederverwendeten älteren Basen gebildet war. Die Inschrift hebt in pompösen Worten und etwas holprig in den Stein gemeißelten Buchstaben den hohen Rang des Geehrten und seine Verdienste um die Stadt Aphrodisias hervor.

Flavius Palmatus trägt die spätantike Form der Toga, die nur bis zu den Knien reicht und darunter die Säume einer Ärmeltunika und einer weiteren Tunika sichtbar werden lässt. Alle Gewänder sind so kurz geschnitten, dass man die Senatorenschuhe (calcei patricii) des vornehmen Amtsträgers noch gut erkennen kann. Ein weiteres Zeichen seiner Würde ist das Szepter, von dem noch ein Stück in der linken Hand zu sehen ist. Das Tuch in der rechten Hand, die mappa, wird oft ebenfalls als Zeichen der Amtsgewalt gedeutet, mit dem Kaiser und hohe Würdenträger die von ihnen ausgerichteten Spiele im Zirkus eröffneten. Vielleicht war die mappa aber auch nur ein allgemeines Utensil vornehmer Lebensführung. Der eleganten höfischen Mode der Zeit entspricht auch die dichte Lockenfrisur des Flavius. Sie steht in markantem Gegensatz zu dem Stoppelbart und dem grimmig wirkenden Gesichtsausdruck. Beides soll wohl auf den unermüdlichen Arbeitseinsatz und die unbestechliche Autorität des Gouverneurs hinweisen.

Aphrodisias war noch bis weit in die Spätantike ein blühendes Zentrum der griechischen Kultur in Kleinasien und Sitz bedeutender Bildhauerwerkstätten, die die Kunst der Marmorbearbeitung noch zu einer Zeit auf hohem Niveau weiterpflegten, als die Herstellung von Skulpturen anderswo längst zum Erliegen gekommen war. Die überaus reichen Funde von hier gefertigten Marmorwerken in Aphrodisias selbst, aber auch an vielen anderen Orten der antiken Welt, bis hin nach Südfrankreich, zeugen von der reichsweiten Bedeutung der aphrodisiatischen Werkstätten in spätrömischer Zeit.

[Bildquelle:] Copyright: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert