Madaba-Mosaik

Mosaikkarte von Madaba

Madaba, St. Georgs-Basilika
Marmor
Höhe: 5,60 m
um 550 n. Chr.

In einer frühbyzantinischen Kirche in Madaba (Jordanien) haben sich große Teile eines Fußbodenmosaiks erhalten, das in Form einer Landkarte gestaltet ist. Dargestellt sind das Heilige Land und die angrenzenden Gebiete. Das Mosaik erstreckte sich ursprünglich über die ganze Breite des Kirchenraums vor der Apsis und ist so ausgerichtet, dass die Lage der Orte auf der Karte den tatsächlichen Himmelsrichtungen entspricht. Links ist Norden, rechts Süden. Der nördliche Teil, der die Städte des Libanon zeigte, ist fast vollständig verloren, dafür ist die rechte Hälfte bis hin zur Halbinsel Sinai und der − kartographisch nicht ganz korrekt mit ins Bild aufgenommenen − Nilmündung noch gut erhalten. Am unteren Bildrand ist noch die Küste des Mittelmeeres mit den Städten Askalon und Gaza zu erkennen. Genau in der Mittelachse der Kirche liegt Jerusalem, darüber das Tote Meer. Noch weiter östlich − also unmittelbar vor dem Altar − lag die Darstellung von Madaba selbst, doch hat sich dieser Teil des Mosaiks nicht erhalten.

Alle Orte, Landschaften, Gebirge, Flüsse etc. sind mit griechischen Erläuterungen beschriftet. Daraus geht hervor, dass das Augenmerk des Entwurfs auf den biblisch wichtigen Stätten lag und nicht auf den politischen Gegebenheiten der römisch-frühbyzantinischen Zeit. Offenbar diente die Mosaikkarte dazu, Pilger, die vom Osten ins Heilige Land kamen und in Madaba eine Zwischenstation einlegten, auf den vor ihnen liegenden Besuch der heiligen Stätten einzustimmen.

Am größten und detailreichsten ist Jerusalem dargestellt, als von mächtigen Mauern umgebene Ellipse. Es ist dies die genaueste antike Darstellung der Topographie von Jerusalem, die wir überhaupt besitzen. Sehr gut erkennbar ist die prächtige Säulenstraße, die die Stadt von Ost nach West durchläuft, aber auch einzelne Gebäude, wie die konstantinische Grabeskirche, lassen sich genaue identifizieren. Da auch eine 542 von Kaiser Justinian geweihte Kirche dargestellt zu sein scheint, wird das Mosaik in das mittlere 6. Jahrhundert n. Chr. datiert. Doch sind für die Karte sicherlich ältere Vorlagen benutzt worden. Die charakteristische Kombination von Vogelschau und Klapp-Perspektive findet sich ähnlich auch auf den wenigen Bruchstücken älterer, römischer Karten, die uns überliefert sind. Auch die Darstellung der Nillandschaft am rechten Bildrand weist zurück auf antike Bildtraditionen.

Die Kirche wurde noch nach dem Ende der byzantinischen Herrschaft weiter genutzt, doch mussten im 8. Jahrhundert auf Geheiß eines besonders streng bilderfeindlich gesonnenen Omayaden- Herrschers alle figürlichen Elemente aus dem Mosaik entfernt werden. Die wenigen menschlichen Figuren bzw. Gesichter auf dem Bild, wie z. B. die der bootsfahrenden Putten auf dem Toten Meer, wurden damals beseitigt und sorgfältig durch weiße Mosaiksteine ersetzt. Etwa 150 Jahre später wurde Madaba endgültig von seinen Bewohnern verlassen und verfiel. Erst 1896 kehrten griechisch-orthodoxe Geistliche an den Ort zurück und durften mit Genehmigung der osmanischen Behörden am Ort der alten Kirche eine neue errichten. Im Zuge der Bauarbeiten wurde das Mosaik freigelegt.

Der Göttinger Abguss ist weltweit die einzige Kopie des Mosaiks. Er wurde 1965 von Archäologen des Trierer Landesmuseums bei Restaurierungsarbeiten in Madaba angefertigt und sehr sorgfältig koloriert. Als Dauerleihgabe des Seminars für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte befindet es sich seit 1977 in der Sammlung der Gipsabgüsse. Durch die senkrechte Anbringung lässt sich das Mosaik in Göttingen bequemer betrachten als in Madaba selbst, wo es noch immer den Boden des Kirchenraums schmückt.

[Bildquelle:] Copyright: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

Ein Kommentar

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