sog. Brutus

Bronzebildnis des sog. Brutus

Rom, Konservatorenpalast
Bronze
Höhe: 0,39 m

Der leicht überlebensgroßer Bronzekopf zeigt einen älteren Mann mit hageren, scharf geschnittenen Gesichtszügen, Adlernase und schmalen, fest zusammengepressten Lippen. Er trägt einen kurz geschnittenen Bart und mittellanges, eng am Kopf anliegendes Haar mit deutlich gezeichneten Strähnen. Über der Stirn ist es leicht zur rechten Kopfseite gestrichen, die großen Ohren sind unbedeckt. Unter buschigen, sorgfältig eingeritzten Augenbrauen blicken die braunen Augen unverwandt geradeaus. Die Einlagen aus Elfenbein und Glaspaste haben sich erhalten und tragen entscheidend zur lebensechten Wirkung des Bildnisses bei. Der kräftige Hals lässt noch eine leichte Linkswendung des Kopfes erahnen, der ursprünglich sicherlich zu einer vollständigen Statue gehörte.

Der seit der Renaissance bekannte und schon 1564 in den Besitz der Stadt Rom übergangene Kopf wurde lange für ein Bildnis des Lucius Iunius Brutus, des legendären Begründers und ersten Konsuls der römischen Republik, gehalten. Der nüchtern und streng, fast bitter wirkende Ausdruck des Gesichts schien zu dem unbestechlichen Tyrannenfeind zu passen, der der römischen Legende nach seine eigenen Söhne hinrichten ließ, weil sie sich gegen die Republik verschworen hatten. Jacques Louis David, der diese Szene 1789 in einem berühmten Historiengemälde festgehalten hat, wählte für den Kopf des Brutus das Bronzeporträt im Kapitol als Vorlage. Einer näheren wissenschaftlichen Prüfung hält die alteingebürgerte Deutung des Kopfes jedoch ebensowenig stand wie vermutlich die ganze Überlieferung über Leben und Taten des Brutus.

Zweifel an der Benennung kamen schon im frühen 19. Jahrhundert auf. Dennoch galt der vermeintliche Brutus bis in jüngste Zeit als Ingebriff eines ‚Römers von altem Schrot und Korn‘ und als Musterbeispiel italischer, vom Griechischen scharf geschiedener Formstrukturen. Denn es fehle dem Kopf „an einer organisch-plastischen Konzeption, die Urgrund griechischer Schaffensweise ist“ (T. Dohrn). Auf der Suche nach genaueren Anhaltspunkten für die Datierung des Werks ist man jedoch auf die engen Parallelen zur griechischen Porträtkunst aufmerksam geworden. Auffällig ist die Ähnlichkeit zum Bildnis des Demosthenes, das sicher in das Jahr 280 v. Chr. datiert ist. Eine Datierung des ‚Brutus‘ in das frühe 3. Jahrhundert v. Chr. hat sich daher heute allgemein durchgesetzt. Wo die ausführende Werkstatt ihren Sitz hatte, ob in Rom selbst, in Etrurien oder vielleicht auch in einer griechischen Stadt Unteritaliens, ist ungeklärt. Fest steht jedenfalls, dass sie die griechische Technik des Bronzehohlgusses gut behrerrschte und über die damals aktuelle griechische Porträtauffassung wohlunterrichtet war.

[Bildquelle:] Copyright: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

Ein Kommentar

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