Klassik

Klassik

Die heute als griechische „Klassik“ bezeichnete Epoche beginnt mit einem tiefgreifenden Umbruch in vielen Lebensbereichen: In Athen wird 510 v. Chr. der Tyrann Hippias gestürzt und wenig später eine vollkommen neue politische Ordnung eingeführt, aus der sich in den folgenden Jahrzehnten die Demokratie entwickelt. Ebenfalls unter maßgeblicher Beteiligung der Athener werden in den Perserkriegen 490 und 480/79 v. Chr. zwei Großangriffe der Perser auf Griechenland erfolgreich abgewehrt.

Athen steigt danach, besonders unter dem Feldherrn und Politiker Perikles, zur führenden Militärmacht in der Ägäis und zum kulturellen Zentrum der griechischen Welt auf. Tragödie und Komödie, Geschichtsschreibung und Philosophie erhalten in dieser Zeit in Athen ihre „klassische“ Ausprägung. Ihre kulturelle Vorrangstellung kann die Stadt auch nach der totalen Niederlage gegen die Spartaner am Ende des fast dreißigjährigen Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) bewahren.

Die große Zeit der demokratisch selbstverwalteten griechischen Stadtstaaten wird im Laufe des vierten Jahrhunderts, der „spätklassischen“ Epoche, von einer neuen politischen Konstellation abgelöst: der Vorherrschaft des Königreichs Makedonien über Griechenland und der Eroberung des gesamten persischen Großreiches durch den jungen Makedonenkönig Alexander den Großen (336–323 v. Chr.). Mit diesem weltverändernden Ereignis beginnt eine neue, die hellenistische Epoche.

Den politischen Umwälzungen um 500 vor Christus entspricht ein markanter Stilwandel in der gesamten Sachkultur. Besonders deutlich äußert er sich in der Bildhauerkunst. Die traditionelle Bindung an feste Figurentypen − besonders des stehenden nackten Jünglings (Kuros) und der reich bekleideten jungen Frau (Kore) − wird abgelöst durch eine Phase des Erprobens neuartig realistischer Darstellungsformen im sog. Strengen Stil (ca. 490–450 v. Chr.). Wichtigste künstlerische Neuerung ist die Erfindung des „Kontraposts“: Vor allem bei der Darstellung stehender Figuren wird nun deutlich zwischen belasteten und entlasteten Körperpartien unterschieden und dadurch die funktionale Einheit des Körpers als eines lebendigen Organismus betont.

Der Realismus des Strengen Stils wird in der nachfolgenden „hochklassischen“ Phase (ca. 450–425 v. Chr.) abgelöst durch eine Tendenz zur Idealisierung und Überhöhung der Naturformen. Die Bildhauer Phidias und Polyklet sind führend an dieser Entwicklung beteiligt. Wichtigstes Bauprojekt dieser Epoche ist die Errichtung des Parthenon, des größten Tempels auf der Athener Akropolis mit überaus prächtiger Skulpturenausstattung.

Im anschließenden „Reichen Stil“ (ca. 425–390 v. Chr.) steht das Bestreben nach schöner, eleganter Linienführung, nach ornamentalen Effekten und nach üppigem Schmuck im Vordergrund. In der spätklassischen Phase hingegen (ca. 390–330 v. Chr.) gewinnt die genaue Naturbeobachtung wieder mehr an Bedeutung. In der Malerei werden optische Effekte wie Verkürzung und Schattierung entdeckt, und auch in der Plastik wird die bildhafte Wirkung der Figur auf den Betrachter nun sehr bewusst in die Gestaltung einbezogen.

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