Kaiserzeit

Kaiserzeit

Die neue, von Augustus 27 v. Chr. begründete Staatsform, die man wissenschaftliche korrekt als ‚Prinzipat‘, umgangssprachlich aber meist als ‚Kaisertum‘ bezeichnet, definiert sich selbst als wiederhergestellte Republik (res publica restituta). Faktisch handelt es sich jedoch um eine vom Kaiser (princeps) ausgeübte Militärdiktatur.

Das von Augustus eingerichtete System und die damit erreichte innere Befriedung wirken auf Jahrhunderte fort. Zwar gibt es schon in der von ihm begründeten julisch-claudischen Dynastie Herrscher, die die komplizierte Fiktion der weiterbestehenden Republik nicht akzeptieren und sich offen als Alleinherrscher präsentieren wollen (Caligula, Nero).

Sie bezahlen diese Grenzüberschreitung aber ebenso mit dem Leben wie spätere Kaiser, die Ähnliches versuchen (Domitian, Commodus, Caracalla). Stabile Verhältnisse herrschen hingegen besonders im 2. Jahrhundert n. Chr., als nacheinander vier Kaiser ohne eigene Nachkommen einen Nachfolger adoptieren und damit blutige dynastische Auseinandersetzungen vermeiden.
Bereits unter dem letzten adoptierten Kaiser, Mark Aurel (reg. 161–180 n. Chr.) gerät das bis dahin unumschränkt herrschende römische Weltreich durch den Einfall germanischer Stämme an Rhein und Donau ernsthaft in Bedrängnis. Dieser Druck verstärkt sich im Laufe des 3. Jhs. n. Chr. erheblich und destabilisiert Rom auch innenpolitisch: Innerhalb von 50 Jahren folgen einander über 20 Kaiser auf dem Thron (Zeit der ‚Soldatenkaiser‘, 235–284 n. Chr.). Erst eine grundlegende Verfassungsreform unter Kaiser Diokletian beendet diese Phase der inneren und äußeren Wirren.

Die materielle Kultur der Kaiserzeit ist geprägt durch die zentrale Stellung Roms und des Kaiserhofs und durch eine rasche Angleichung der Lebensverhältnisse in den verschiedenen Teilen des Reiches. Die dominante Stellung des Kaisers zeigt sich vor allem in der von ihm ausgehenden bzw. ihm gewidmeten Bautägigkeit, in der Errichtung großer Staatsmonumente, oft mit programmatischem Bildschmuck (z. B. Ara Pacis, Trajanssäule, Marcussäule), und in der Verbreitung der offiziellen kaiserlichen Bildnisse, die überall im Reich reproduziert werden.

Die Paläste und Villen der Kaiser und der senatorischen Oberschicht, öffentliche Gebäude wie Theater, Thermen, Bibliotheken, Brunnenanlagen werden sehr reich mit Skulpturen ausgestattet, meist Marmorkopien nach griechischen Vorbildern. Wichtigster Kontext für die Aufstellung von Skulpturen in der privaten Sphäre ist neben dem Haus der Grabbereich. Seit dem mittleren 2. Jahrhundert n. Chr. gewinnt die Herstellung figurenreicher Reliefsarkophage aus Marmor immer größere Bedeutung.

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