Spätantike

Spätantike

Mit der Einrichtung einer neuen politischen Ordnung, der Tetrarchie (Vierkaiserherrschaft), durch Kaiser Diokletian 284 n.Chr. beginnt eine neue Epoche der antiken Geschichte, die heute meist als ‚Spätantike‘ bezeichnet wird. Die seit Augustus formal aufrecht erhaltene Fiktion des Fortbestehens einer republikanischen Verfassung mit einem vom Senat bestätigten princeps wird aufgegeben. Der Kaiser ist nun absoluter Herrscher (dominus), der Senat tritt ganz in den Hintergrund. Dafür gewinnt die streng hierarchische Ordnung immer neuer Hofämter zunehmend an Bedeutung.

Entscheidende Neuerungen bringt die Alleinherrschaft Kaiser Konstantins (reg. 306–337 n. Chr.) nach Beseitigung der Tetrarchie. Das jahrhundertelang blutig verfolgte Christentum wird offiziell anerkannt, ja sogar zur privilegierten Religion erhoben. Die Reichshauptstadt wird von Rom ins griechische Byzantion verlagert, das in Konstantinopolis umbenannt wird (heute Istanbul).

Am Ende des 4. Jahrhunderts wird das Reich endgültig in eine westliche und eine östliche Hälfte geteilt. 476 wird der letzte weströmische Kaiser von den germanischen Eroberern Roms abgesetzt. Das oströmische Reich hingegen dehnt sich unter Kaiser Justinian (527–565) noch einmal über weite Teile des Mittelmeeres aus. Doch sind damit die Grenzen der Antike zum Mittelalter bzw. zur byzantinischen Zeit bereits überschritten.

Kennzeichnend für die Skulptur der Spätantike ist der starke Rückgang der Rundskulptur. Für Porträts werden kaum noch neue Statuen und Büsten angefertigt, sondern in großem Umfang ältere Werke umgearbeitet. Auch in der Architektur spielt die Wiederverwendung älterer Bauteile (Spolien) eine immer größere Rolle.

Werke der griechischen Idealplastik werden kaum noch kopiert, allerdings werden von einzelnen Werkstätten, besonders im kleinasiatischen Aphrodisias, Traditionen der hellenistischen Bildhauerkunst bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. weitergepflegt. Auch die überlieferten Bildinhalte der griechischen Mythologie erfreuen sich noch bis weit in christliche Zeit hinein ungebrochener Beliebtheit, besonders als Reliefschmuck von Silbergeschirr, auf Mosaiken und Elfenbeinreliefs.

Der Stil spätantiker Werke ist geprägt durch den Verzicht auf die bis dahin bindenden Konventionen naturnaher, organischer Darstellung. Im Vordergrund steht nun das Bemühen um Eindeutigkeit und klare Ablesbarkeit der Bildaussage. In mehrfigurigen Kompositionen werden die Elemente gemäß ihrer Bedeutungshierarchie angeordnet und meist frontal auf den Betrachter ausgerichtet. Expressive Gesten und deutliche Umrisse, möglichst ohne Überschneidungen sollen das Gemeinte unmissverständlich hervorheben. Viele dieser Stilelemente weisen bereits voraus auf mittelalterliche Gestaltungsprinzipien.

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