Die Horti Sallustiani 1

Von den Gärten Caesars zum Palast Hadrians

Der Historiker Gaius Sallustius Crispus (86-35 v. Chr.), berühmt als unerbittlicher Kritiker des Sittenfalls und der Geldgier der römischen Oberschicht seiner Zeit und zugleich berüchtigt wegen der Maßlosigkeit, mit der er selbst sich als Statthalter der Provinz Africa Nova bereicherte, erwarb bald nach der Ermordung seines Protektors Caesar (44 v. Chr.) die Gartenanlagen, die dieser im Norden der alten Stadtmauer Roms, vor der Porta Collina, angelegt hatte. Später gingen diese Gärten in den Besitz des Tiberius über und waren auch für viele nachfolgende Kaiser ein beliebter Aufenthaltsort. Trotz des Besitzerwechsels behielten sie ihren traditionellen Namen Horti Sallustiani bei.

Im Zentrum der Gärten lag ein tiefer Talgrund nördlich des Quirinals, dessen langgestreckte Form an ein Stadion oder Hippodrom erinnerte, in der Neuzeit als ‚Valle Sallustiana‘ bezeichnet (Abb. 01) . Vermutlich stand dort ein kleiner Rundtempel, der als ‚Tempel der Venus aus den Horti Sallustiani‘ in den Quellen erwähnt wird.

Das stadionförmige Tal war auf den Seiten von mächtigen Substruktionsmauern umgrenzt. Im Südosten stützten sie einen mehrstöckigen Palastbau, den sich Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) hier errichten ließ. Er bildete wohl das Hauptgebäude innerhalb der Horti Sallustiani. Ein beachtlicher Teil dieser ausgedehnten Anlage ist noch heute im Bereich der Piazza Sallustio 14 Meter unterhalb des modernen Straßenniveaus sichtbar (Abb. 02) . Sie umfaßt einen gewaltigen runden Kuppelsaal (Abb. 03) und mehrere Seitenräume.

Schon Caesar scheint in dieser Gegend residiert zu haben, in unmittelbarer Nachbarschaft des populären Tempels der Fortuna Publica. Ein zweites wichtiges und traditionsreiches Heiligtum befand sich nördlich des stadionförmigen Tales: der Tempel der Venus Erycina. Er war schon im Jahre 184 v. Chr. als Filialheiligtum des hochberühmten Aphroditetempels von Eryx an der Westspitze Siziliens gegründet worden. Der von dort übernommene Fruchtbarkeitskult hatte große Bedeutung im Leben der römischen Frauen. Das Jahresfest des Venus-Erycina-Tempels am 23. April wurde in Rom als dies meretricum (‚Tag der Prostituierten‘) begangen.

Dass sich in Caesars Gärten gleich zwei Venustempel befanden, fügt sich gut zur politischen Selbstdarstellung des Diktators, in der die Abstammung seiner Familie von Venus eine zentrale Rolle spielte.

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