Die ‚Großen Gallier‘ 4

Fürchterlich und dennoch schön? Das Gallierbild der Griechen und Römer

Die Gallier waren für Griechen und Römer besonders furchterregende Feinde. Die Kelten, die im 3. Jahrhundert v. Chr. nach Kleinasien eingewandert waren und die hellenistischen Stadtstaaten bedrohten, wurden zum Feindbild schlechthin stilisiert. Durch die Eroberungen Alexanders des Großen im Osten waren die bislang gefürchtetsten Gegner, die Perser, besiegt; ihre Stelle nahmen nun die Kelten ein. Das Bedürfnis, sich gegen diese abzusetzen, führte in Literatur und bildender Kunst zu einer standardisierten Keltendarstellung. Irritierende Eigenheiten der Barbaren wie wildes Aussehen, Lärmen, Maßlosigkeit, Durchtriebenheit und geringe Ausdauer wurden darin stark überzeichnet. Doch finden sich vor allem in der Literatur des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. (z. B. bei Polybios II 29 f. und Strabo IV 4,2) neben vielen negativen Klischees auch sachlich beschreibende, ja teilweise sogar bewundernde Berichte.

Eine ambivalente Bewertung scheint auch in den pergamenischen Bildwerken der ‚Großen Gallier‘ zum Ausdruck zu kommen. Damit mag es zusammenhängen, dass ihre Aussage in der Neuzeit sehr kontrovers gedeutet worden ist.

Eine Interpretation, die von der großartigen Darstellung der Körper ausgeht und die Figuren als uneingeschränkt positiv sieht, ist sicher zu einseitig. In den pergamenischen Gallierdarstellungen allein das Sinnbild des freiheitsliebenden schönen Barbaren zu sehen, der den Tod der Gefangenschaft vorzieht, verbieten die historisch bezeugten Kriege der Pergamener gegen die Galater. Eine solche Interpretation würde den Standpunkt des Auftraggebers, des pergamenischen Königs Attalos’ I., außer acht lassen, der das Feindbild ‚Barbar‘ sicher nicht zu positiv gesehen wissen wollte.

Ebenso einseitig ist die umgekehrte Deutung, die sich vor allem auf die moralischen Negativurteile der antiken Schriftsteller stützt und beansprucht, der vermutlichen Intention der Auftraggeber zu entsprechen. Inwieweit in diesen Skulpturen die aus der zeitgenössischen Literatur bekannten positiven und negativen Bewertungen der Kelten ausgedrückt waren, können letztlich nur die Bildwerke selbst zeigen. An ihnen kann man einerseits eine klare ethnische Charakterisierung erkennen, bei dem gewaltsam bewegten Gallier, der sich selbst tötet, möglicherweise auch das aufbrausend-heftige Temperament der Kelten. Dennoch fehlen beiden Gallierfiguren die eindeutig negativen Züge, die die griechischen Darstellungskonventionen für heftig agierende und sterbende Figuren boten: verrenkte Haltungen, grimassierende Mimik, gefletschte Zähne. Der muskulös-durchtrainierte Körper des sich selbst Tötenden und der kraftvoll-sehnige Körper des Sterbenden erinnern eher an griechische Athletenbilder. So kann man die Figuren als barbarisch und schrecklich, aber dennoch als heroisch-schön bezeichnen (Abb. 01) (Abb. 02) .

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Ein Kommentar

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