Die ‚Großen Gallier‘ 5

Das Leiden der ‚Großen Gallier‘ und die ‚tragische Geschichtsschreibung‘

Eine solche nicht primär wertende Deutung des Galliermonuments kann sich auf bestimmte Darstellungsverfahren der hellenistischen Geschichtsschreibung stützen: Diese zielten bei der Schilderung historischer Ereignisse auf mehr ab als nur auf Information des Publikums. Indem ausweglose Situationen, tragische Momente der Entscheidung, Ergreifendes wie Verwandtenmord oder das Unglück verwaister Kinder ausgemalt wurden, sollten die Gefühle der Rezipienten angesprochen werden.

Genau dieselben Wirkungsabsichten könnten der Inszenierung der ‚Großen Gallier‘ zugrunde liegen. Der eine erregt Bewunderung, Schrecken (und Mitgefühl?), da er seine Frau und sich selbst tötet. Der andere ergreift den Betrachter durch sein stilles Sterben.

Solche Darstellungsintentionen waren den Schöpfern der pergamenischen Galliergruppen nicht fremd. In ihrem Umkreis entstand das Bildwerk einer toten Mutter, die mitleiderregend (miserabiliter) von ihrem Kind liebkost wird (Plinius, Nat. Hist. XXXIV 88). Die Beschreibung erfaßt genau den Punkt, den der Künstler – wie in den ‚Großen Galliern‘ auch – darstellen wollte: Sie verkörpern mitleiderregende Situationen, durch die sie Bewunderung und Ergriffenheit hervorrufen.

Eine ausschließlich abschätzige Bewertung des Gegners ist in diesen pergamenischen Bildwerken des 3. Jahrhunderts v. Chr. nicht bezweckt. Abwertende Darstellungen des barbarischen Feindes sind eine Phänomen des späteren Hellenismus und der römischen Zeit.

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Ein Kommentar

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