Naturidylle in der Großstadt 1

Naturidylle in der Großstadt – Einführung

Zur Skulpturenausstattung der römischen horti gehörten auch Darstellungen von Landleuten und Naturwesen. In der Regel handelt es sich dabei um Kopien nach hellenistischen Originalwerken, die aber im römischen Kontext mit neuen Bedeutungsnuancen versehen wurden.

Idealisierte Vorstellungen vom einfachen Leben auf dem Lande sind der griechischen Literatur weitgehend unbekannt, aber stellen ein Leitmotiv der römischen Dichtung dar. Die Römer führten nämlich die Größe Roms auf ihre agrarischen Wurzeln zurück und brachten den Traum von der Wiederkehr des Goldenen Zeitalters mit der Ursprünglichkeit des Landlebens in Verbindung.

Doch war auch den Römern der Kaiserzeit ein Naturgefühl im modernen Sinn fremd. Sie verbanden mit dem Leben auf dem Lande nicht so sehr die Begegnung mit unberührter Landschaft als vielmehr den Genuß der Natur in kultiviertem Ambiente. Dazu wurden der Boden urbar gemacht, Viehzucht betrieben und die Landvillen mit Obstgärten, Fischteichen und Vogelhäusern angereichert.

Ebenso bestieg man zum Beispiel keine Berge, um eine schöne Aussicht zu genießen, sondern schätzte den weiten Blick besonders dann, wenn er vom eigenen Landgut aus und in architektonischer Rahmung genossen werden konnte. Auch ging man zum Baden nicht ins nahegelegene Meer, sondern erbaute Thermen mit Meeresblick.

Die so inszenierte Natur wurde zudem durch Skulpturen angereichert, die den ländlichen Charakter verstärken sollten: Zu nennen sind hier vor allem Statuen, die Landbewohner, Tiere, Naturpersonifikationen und mythische Naturwesen zeigen. Insofern ist die Begeisterung der Kaiserzeit für das Leben in freier Natur stärker im Kontrast zum Leben in der Großstadt und den damit verbundenen Geschäften zu verstehen denn als Ausdruck einer romantisch verklärten Naturverbundenheit.

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