Alexander der Große und seine Zeit

Mit der Regierungszeit Alexanders d. Großen begann auch für die griechische Porträtkunst eine neue Epoche. Aus der Zeit davor kennen wir vor allem die Darstellungen von Bürgern griechischer Stadtstaaten. Diese Bildnisse folgten festen Regeln. Sie waren Ausdruck der Überzeugung, dass sich alle Bürger an die gleichen Gesetze und Verhaltensregeln halten sollten. Wer davon abwich, stand unter dem Verdacht, mehr Macht und Ansehen zu beanspruchen, als ihm zustand.

Für die Porträts von Königen galten keine derartigen Beschränkungen. Doch die meisten Könige ließen sich so darstellen, wie man sich einen König in dieser Zeit vorstellte: Als würdigen Mann in reifem Alter mit einem Bart. Alexander d. Große wagte als Erster eine ganz neuartige öffentliche Selbstdarstellung. Statt alt und würdig sind seine Bildnisse jung und heldenhaft, nicht bärtig sondern glatt rasiert.

Alexanders Bildnisse wurden weit verbreitet. Sie führten in den Städten im makedonischen Einflussbereich zu einem Wandel der Mode, was sich dann auch auf die Porträts auswirkte. Die Bildnisse Alexanders waren ein Vorbild für viele seiner Zeitgenossen und auch noch in späteren Generationen. Durch die Nachahmung von Haltung, Gesichtsausdruck und Frisur versuchte man, Alexander möglichst ähnlich zu sehen.

Alexander als jugendlicher Held
Im Zuge seiner Eroberungsfeldzüge wurde Alexander d. Große Herrscher über ein riesiges Weltreich. Um seine so unter Beweis gestellte Heldenhaftigkeit auch ins Bild zu setzen, wurden seine Porträts fast durchweg an die ursprünglichen Darstellungen griechischer Helden angelehnt: So verkörperte Alexander bartlos, mit halblangem Lockenhaar, einer energischen Kopfwendung und Blick in die Ferne das Herrscherideal des dynamischen jugendlichen Helden.

Bildnisse von Zeitgenossen
Die Stilisierung Alexanders d. Großen als jugendlicher Held war außergewöhnlich, weil er sie auch noch beibehielt, als er längst kein Jugendlicher mehr war. Ein Vergleich mit den Porträts zeitgenössischer Bürger, Philosophen, Redner und Politiker zeigt die bis dahin üblichen Formen von Porträts, von denen sich Alexander bewusst absetzte.

Alexander und die Bilder von Göttern und Helden
Die Darstellung von Menschen in Gestalt von Göttern beginnt mit den Bildnissen Alexanders d. Großen: Alexanderporträts ähneln den Darstellungen junger Helden und Götter so sehr, dass manchmal keine sichere Unterscheidung zwischen Darstellungen Alexanders und Darstellungen von Göttern möglich ist.

Das Bildnis des Alexander in antiker Literatur und Kunst
Die zahlreichen Legenden um die Gestalt Alexanders erzählen von unglaublichen Taten des als Held verehrten Königs. Als historische Gestalt war und ist Alexander dagegen umstritten.

Alexander als Vorbild
Die Wirkung Alexanders auf Mode und Selbstdarstellung war noch lange nach seinem Tod groß. Wie unterschiedlich Menschen verschiedener Epochen in der Antike sich diesem Vorbild annäherten, lässt sich an einer Reihe von Porträts beobachten.