Schulunterricht

Die Grundlagen für die höhere Bildung legte der Schulunterricht der Kinder. Er war allerdings nicht allen zugänglich, sondern ein Vorrecht wohlhabender Leute. Eine gesetzliche Schulpflicht wie heute war in der Antike noch unbekannt. Auch öffentliche Schulen gab es nur selten; Lehrer boten einzeln ihre Dienste gegen einen entsprechenden Lohn an. Viele Eltern konnten ihren Kindern nur die Elementarschule finanzieren, deren Besuch nicht sehr viel kostete.  

Weil Schulbildung kostbar war, wurden Schulszenen auch häufig an Grabdenkmälern dargestellt, deren Auftraggeber ihren Reichtum und ihre Bildung öffentlich zur Schau stellen wollten. Einen Einblick in den Schulunterricht römischer Zeit gibt ein Relief mit Schulszene von einem Grabbau aus der Zeit um 200 n. Chr. im Trierer Landesmuseum.  

Zwei Schüler und ein Lehrer sitzen im Halbkreis zusammen und sind mit den Buchrollen in ihren Händen beschäftigt. Offenbar geht es hier im Unterricht um Literatur oder Rhetorik. Ein dritter Schüler tritt von rechts hinzu; er trägt einen Stapel hölzerner Schreibtäfelchen, die zusammengebunden und mit einem Tragegriff versehen sind. Auf solchen Täfelchen schrieb man mit einem Griffel auf eine Wachsschicht, die auf der Innenseite angebracht war. Manchmal hatten sie kostbare Deckel, wie im Falle der Elfenbeindiptychen (=Doppeltafeln aus Elfenbein) im nächsten Kapitel zu sehen.  

Der Unterricht fand oft unter einer porticus (=Säulengang), also an einem öffentlichen Platz, vor den Augen der Passanten statt. Vielleicht spielt die Szene auf dem Trierer Relief auch in einer solchen Umgebung. Der Lehrer unterscheidet sich hier von den Schülern durch seinen Bart, der ihn als Philosophen kennzeichnet. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Sitzmöbel: Alle sitzen recht bequem, doch hat der Sitz des Lehrers noch einen Fußschemel als Zeichen seiner besonderen Würde. Dagegen sitzen die Schüler auf einfachen Sesseln. Die Wahl des Sitzmöbels wurde auch hier benutzt, um Rangunterschiede zu verdeutlichen. Die erhobene rechte Hand des Lehrers deutet wohl daraufhin, dass er gerade eine Frage stellt oder den hinzugekommenen Schüler anspricht.  

Die Kinder mussten vom täglichen Lehrstoff vieles auswendig lernen, da der Unterricht meist in mündlicher Form ablief. In der Elementarschule lernten sie Lesen, Schreiben und ein wenig Rechnen, aber auch die Dichtungen Homers und anderer griechischer und lateinischer Autoren sowie das Musizieren. Hier wurden Kinder von 7-12 Jahren gemeinsam unterrichtet. Reiche Eltern leisteten sich manchmal einen Sklaven als Privatlehrer. Um einigermaßen leben zu können, musste der einfache Schulmeister möglichst viele Schüler haben. Oft genug blieb jedoch seine Bezahlung aus. Entsprechend der niedrigen Entlohnung war der Beruf ziemlich schlecht angesehen. Für gute Leistungen bekamen die Schüler eine Belohnung und für schlechte Leistungen Schläge.  

Nach der Schule beim magister ludi erfolgte in der nächsthöheren Ausbildungsstufe der Unterricht bei einem anderen Lehrer, dem grammaticus. Bei ihm lernten die Schüler Grammatik vor allem am Beispiel der Werke griechischer Klassiker. Nach der Ausbildung beim grammaticus folgte für einige Schüler dann der Unterricht in Rhetorik an einer der Philosophenschulen. Das Studium der Rhetorik, der „Kunst der (öffentlichen) Rede“, war eine höhere Ausbildung in Literatur und Politik. Diese höchste Bildungsstufe war männlichen Jugendlichen vorbehalten; meist handelte es sich dabei um junge Aristokraten, die in Politik und Staatsverwaltung Karriere machen sollten und wollten.  

Für Mädchen war je nach ihrer gesellschaftlichen Stellung die Ausbildung nach der ersten oder zweiten Stufe beendet, es sei denn, die Eltern engagierten noch einen Hauslehrer für den musischen Unterricht.

Stell dir vor, du hättest die Wahl zwischen Schulunterricht in der Antike (wie auf dem Trierer Schulrelief zu sehen) und heute. Such dir eine Möglichkeit aus und begründe deine Wahl in einem Brief.  

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