Bilder der Macht: Herrscherbildnisse

Im frühen 4. Jahrhundert v. Chr. ließ sich ein Stadtfürst von Xanthos einen aufwendigen Grabbau mit reichem Skulpturenschmuck errichten. Xanthos liegt in Lykien, einer Landschaft in Kleinasien, die damals zum Perserreich gehörte.   Auf einem der Reliefs, die außen am Grabbau angebracht waren, befindet sich der Fürst im Mittelpunkt der Szene.

Er sitzt auf einem Thron ohne Lehne, seine Füße stehen auf einem Schemel; ein Diener hält den Schirm über seinem Kopf.

Links stehen drei Männer der Leibwache des Fürsten, sie sind mit Helmen und Schilden ausgestattet. Von rechts treten zwei ältere Männer vor den Fürsten, sie haben die Hände gestikulierend zur Begleitung ihrer Rede erhoben.  

In diesem Bild ist ein höfisches Zeremoniell festgehalten, das wohl die Gebräuche am Hof des persischen Großkönigs nachahmt. Umgeben von seinem Gefolge empfängt der Herrscher Gesandte oder Bittsteller zu einer Audienz. Er allein sitzt; Thron, Fußschemel und Schirm sind Zeichen seiner Würde, ebenso wie seine hohe Kopfbedeckung, die fürstliche Tiara. Die dargestellte Szene ist sorgfältig ausgewählt, um den Betrachtern die Macht des Fürsten und den Glanz seiner Hofhaltung vor Augen zu führen. So wollte der Fürst seinen Untertanen und der Nachwelt in Erinnerung bleiben.   Solch eine selbstbewusste herrscherliche Darstellung war in den griechischen Städten und Heiligtümern kaum möglich. Könige und Tyrannen trafen in Griechenland auf starke Ablehnung; erst recht war ein Auftreten verpönt, das an die persischen Großkönige erinnerte. Demonstrative Bescheidenheit der Mächtigen war in dieser Situation ratsam.   Ähnlich war die Situation im Rom der Kaiserzeit, als man beharrlich an der Vorstellung des Prinzipats festhielt; wonach der Kaiser als Erster unter Gleichen angesehen wurde. Die öffentlichen Ehrungen von Kaisern nahmen darauf Rücksicht.  

Versetz dich in die Rolle eines antiken Bildhauers, der den Fürsten von Xanthos nach dem Vorbild der persischen Großkönige porträtieren soll. Stelle die Merkmale zusammen, die ein solches Porträt aufweisen müsste. Überlege, warum z.B. für Augustus diese Art der Darstellung in der Öffentlichkeit nicht ratsam gewesen wäre.

 Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Augustus, seine Zeit und Dynastie  
Herrscherstatuen