Anakreon

Anakreon sang von Liebe, Freundschaft und Wein. Besonders dem Wein soll er sehr zugetan gewesen sein, was sich auch in seinem Porträt widerspiegelt.

Zur Person  

Anakreon wurde vermutlich um das Jahr 575 v. Chr. in der ionischen Stadt Teos in Kleinasien geboren. Er verließ seine Heimat, als persische Eroberer angriffen und die kleinasiatischen Städte Teil des Perserreiches wurden. Den Großteil seines Lebens verbrachte er am Hof des Polykrates auf Samos und später am Hof des Hipparchos in Athen. Er besang in anmutigen Liedern, von denen nur 3 vollständig erhalten sind, Liebe, Freundschaft und Wein. Die „Anakreontea“ (etwa 60 Lieder im anakreontischen Stil) stammen zum Großteil aus der römischen Kaiserzeit. Anakreon starb im hohen Alter von 85 Jahren.

Zum Bild des Anakreon in der antiken Literatur  

Der Reiseschriftsteller Pausanias berichtet von einer Statue des Anakreon auf der Akropolis von Athen, wo sie neben der Statue des Xanthippos, dem Vater des Perikles, stand. Sehr wahrscheinlich wurden die Bildnisse nach dem Tod der Dargestellten im 5. Jahrhundert v. Chr. von Perikles gestiftet.

Beobachtungen zum Porträt  

Als 1884 in Rom ein Porträt mit der Aufschrift „Anakreon Lyrikos“ gefunden wurde, konnte man zahlreiche Kopien, die nach demselben Vorbild gearbeitet sind, als Darstellungen des berühmten Lyrikers identifizieren.  Eine Kopie dieses Kopfes in Kopenhagen ist zusammen mit der Statue erhalten und passt zur Beschreibung der Statue des Anakreon auf der Akropolis von Athen, in der Pausanias den trunkenen, singenden Dichter erkannte.  

Die Statue in Kopenhagen zeigt Anakreon nur mit einem kurzen Manteltuch, das um die Schultern drapiert ist. Er dreht und neigt leicht seinen Kopf. Diese Haltung würde zu einem Spiel auf der Leier passen, bei dem der Musiker seinem eigenen Spiel lauscht und mit leicht geöffneten Lippen dazu singt. Doch sind die Hände der Statue und mit ihnen möglicherweise das Musikinstrument abgebrochen und verloren. In diesem Bildnis ist Anakreon zwar kein junger Mann mehr, doch ist auch die Darstellung von Verfallserscheinungen des Alters vermieden. Alle Alterszüge im Gesicht und am nackten Körper sind so zurückhaltend angedeutet, dass sie die Würde und Schönheit des beliebten Dichters nicht beeinträchtigen.  

Auch die Trunkenheit, die Pausanias der Statue des Anakreon ansah, kommt nur sehr dezent zum Ausdruck; der Dichter steht etwas bewegter und schwankender, als es sonst in klassischer Zeit üblich war. Dieses Bildnis wurde lange nach dem Tod Anakreons geschaffen, entspricht also der Vorstellung eines Künstlers einer späteren Generation, der sein Bild aus den Liedern des Anakreon und Berichten von dessen Zeitgenossen gewonnen hatte.