Menander

Menander wird als verwöhnt und verzärtelt beschrieben. Ein Blick auf seine Porträtstatue verstärkt diesen Eindruck: Sie zeigt ihn mit Untergewand – in der damaligen Zeit ein Zeichen für Verweichlichung.

Zur Person  

Menander wurde im Jahre 342 v. Chr. in Kephisia bei Athen geboren. Später studierte er bei Theophrast, dem Schüler und Nachfolger des Philosophen Aristoteles. Er pflegte Bekanntschaft mit dem Philosophen Epikur, der sein Altersgenosse war. Menander stand im Ruf, ein großer Liebhaber von Frauen und der Freund bekannter Het zu sein.  

Menander war der Hauptvertreter der Neuen Komödie mit ihren typischen Gestalten: u. a. dem strengen Vater, dem leichtsinnigen Sohn, dem schlauen Sklaven, der gutmütigen Hetäre, der trunksüchtigen, kuppelnden Alten und dem verführten Mädchen. Aktuelle politische Themen, die in der Alten Komödie (z.B. bei Aristophanes) im Mittelpunkt standen, kommen in den Komödien Menanders nicht vor; er begnügt sich mit Szenen aus dem bürgerlichen Leben Athens.

Menander schrieb etwa 105 Komödien, wovon 96 dem Titel nach bekannt sind. Lange Zeit existierten nur Bruchstücke und lateinische Nachdichtungen seiner Stücke. Durch Papyrusfunde wurden dann aber größere Teile von 19 seiner Komödien bekannt. Am besten erhalten sind die Komödien „Das Schiedsgericht“ („Epitrepontes“) und das einzige vollständige Stück, „Dyskolos“ („Menschenfeind“).  

Menander starb um 291 v. Chr. Seinen Nachruhm bezeugen die zahlreichen Zitate und lobenden Erwähnungen bei griechischen und lateinischen Autoren, z.B. Ovid, und über 70 Kopien seines Porträts aus römischer Zeit.

Zum Bild des Menander in der antiken Literatur  

Menander soll sehr auf seine Schönheit, Eleganz und Körperpflege bedacht gewesen sein, so sehr, dass er als verwöhnt und verzärtelt galt. Nach eigener Aussage hatte er eine schwache Gesundheit. Diese Nachrichten entsprechen der Vorstellung, die sich das Publikum von der Persönlichkeit Menanders nach seinen Komödien machte. Er war ein Dichter nach dem Geschmack derer, die die Freuden des Lebens genießen und sich wenig um die traditionellen Werte und die Politik kümmern wollten.  

Eine Statue Menanders wurde wohl bald nach seinem Tod im Dionysos-Theater von Athen errichtet; sie wurde noch im 2. Jahrhundert n. Chr. von Pausanias gesehen. Die Basis dieser Statue wurde von Archäologen gefunden; die Inschrift darauf nennt außer dem Namen Menanders die der Künstler: Kephisodotos und Timarchos, Söhne des Praxiteles.  

Nach dem Vorbild dieses Porträts in Athen wurden später zahlreiche Kopien angefertigt, einige davon mit Namensaufschriften.  

Andere Porträts des Menander sind in Malerei und Mosaik erhalten, oder in literarischen Quellen erwähnt. Christodoros erwähnt noch in byzantinischer Zeit eine Statue des Menander, die in Konstantinopel stand.

Beobachtungen zum Porträt  

Das Porträt des Menander ist durch römische Kopien bekannt, von denen einige eine Namensaufschrift tragen. Sie gehen alle auf ein gemeinsames Vorbild zurück, das sehr wahrscheinlich die Statue in Athen war.  

Diese Porträtstatue des Menander konnte durch die Kombination einer Büste des Dichters in Venedig mit einem kopflosen Statuenkörper und der Basis in Athen von K. Fittschen in Göttingen rekonstruiert werden. Die Statue zeigt Menander entspannt sitzend mit gesenktem Kopf. Er ist mit einem Untergewand und einem Mantel bekleidet, der elegant in Falten um seinen Körper gelegt ist. Das Tragen von Untergewändern galt konservativen Vertretern strenger Sitten als verweichlicht, so dass die Darstellung mit diesem Kleidungsstück Menander als Vertreter einer neueren, für solche Bequemlichkeiten empfänglichen Zeit charakterisiert.  

Der Porträtkopf Menanders hat ein glattrasiertes Gesicht. Menander folgt auch damit der Mode seiner Zeit, denn erwachsene Männer trugen in der Zeit vor Alexander d. Großen normalerweise einen Bart.   Der Gesichtsausdruck ist nachdenklich; einige Betrachter meinten, dem Bildnis eine leichte Traurigkeit ansehen zu können – doch mag dieses Urteil von den Nachrichten über die kränkliche Verfassung des Dichters beeinflusst sein.

 Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Weise und Lehrer
Aristoteles
Epikur
Alexander d. Gr.
Kopf & Körper Redner & Dichter
Phaedrus, Fabulae Aesopiae V, 1, 7ff.
Alkiphron, Epistulae IV, 18, 4 Pausanias I, 21, 1
Anthologia Graeca II 361ff.
Menander, Fragmente 484
Ovid, Amores I, 15, 17-18 Athenaios VI, 248d
Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 159ff. Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 7, Metzler, Stuttgart, 1998