Pindar

Pindar war ein eher konservativer Dichter – hierzu passt auch sein Porträt mit der ungewöhnlichen Barttracht, die an alte Götterbilder oder Bilder orientalischer Könige vergangener Zeiten erinnert.

Zur Person  

Pindar wurde um 520 v. Chr. in Kynoskephalai bei Theben geboren. Als Lyriker war er sowohl Dichter als auch Komponist; er schrieb u. a. Chorlieder zu Götterfesten. Von den 17 Büchern sind nur wenige überliefert. Vollständig erhalten sind nur die 4 Bücher mit 45 Oden, Siegesliedern für Preisträger bei den panhellenischen Spielen in Olympia, Delphi, Korinth und Nemea.  

Die meisten dieser Oden besingen Siege im Wagenrennen, außerdem Siege in anderen Sportarten und einen Sieg im Flötenspiel in Delphi. Aus Papyrusfunden bekannt geworden sind noch Bruchstücke von Paianen (= Preislieder) für Apollon, Parthenien (= Lieder für Mädchenchöre) und Enkomien (= Loblieder).   Über den unmittelbaren Anlass hinaus behandelt Pindar in seinen Dichtungen Mythen und tiefgründige Gedanken über das menschliche Leben.  

Er starb nach 446 v. Chr. in Argos.   Pindars Werk war nicht nur griechischen, sondern auch römischen Dichtern Vorbild. Horaz erweist ihm in einer seiner Oden Ehrerbietung.

Zum Bild des Pindar in der antiken Literatur  

Aus einem Brief des Aischines ist überliefert, dass eine Statue Pindars in Athen auf der Agora stand, die den Dichter sitzend mit einer Binde im Haar sowie einer Lyra und mit einer Buchrolle auf den Knien darstellte. Es muss noch weitere Bildnisse Pindars in anderen Städten gegeben haben; außerdem gibt es eine kopflose, durch eine Inschrift als Pindar identifizierte Statuette, die ihn stehend zeigte.

Beobachtungen zum Porträt

Erst 1981 wurde in Aphrodisias in der Türkei ein durch eine Inschrift benanntes Porträt des Pindar gefunden; danach konnte eine ganze Reihe von Kopien nach dem selben Vorbild identifiziert werden.  

Das qualitätvollste dieser Porträts steht in Rom, Museo Capitolino. Es zeigt Pindar als älteren, bärtigen Mann mit kurzgeschnittenen Haaren. Das Bildnis ist wohl im mittleren 5. Jahrhundert v. Chr. entworfen worden, bald nach dem Tod Pindars. In der klassischen Kunst dieser Zeit wurden Zeichen des Alterns nur sehr zurückhaltend dargestellt. Am Porträt Pindars erkennt man leicht erschlaffte Wangen und Falten auf der Stirn, die zum Teil von den zusammengezogenen Brauen ausgehen. Durch diese Mimikfalten bekommt das Bildnis einen gespannten, konzentrierten Ausdruck.  

Das Auffälligste an diesem Porträt ist der Bart, der unter dem Kinn zu einem Knoten gebunden ist. Darüber, zwischen Mund und Knoten, liegen zwei Reihen kurz geschnittener Strähnen. Diese seltsame, sehr aufwendig frisierte Barttracht kennzeichnet Pindar vielleicht als einen Vertreter aristokratischer Sitten, die in der Entstehungszeit des Porträts schon als altmodisch galten: Aufwändig geflochtene Bärte kannte man von alten Götterbildern oder Bildern orientalischer Könige vergangener Zeiten.  

Eine Darstellung Pindars als konservativer Dichter würde ihn gut charakterisieren, denn seine Dichtungen sind häufig im Auftrag oder zum Ruhm von Aristokraten und Tyrannen entstanden; also jenen reichen und vornehmen Leuten, welche die Mittel hatten, Pferdegespanne bei panhellenischen Spielen antreten zu lassen.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Weise und
Lehrer
Aischines
5. Jahrhundert
Redner & Dichter
 Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 176ff.
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 9, Metzler, Stuttgart, 1998