Antisthenes

Antisthenes vertrat das Ideal der Entbehrung. Sein Porträt, das ihn mit wirrem Bart und zerzaustem Haar zeigt, bekräftigt die Behauptung, dass er auch auf seine äußere Erscheinung nicht sonderlichen Wert gelegt hat.

Zur Person  

Antisthenes lebte um 455 – 360 v. Chr. in Athen. Er war einer der wichtigsten Schüler des Sokrates. Antisthenes gilt als Gründer der Philosophenschule der Kyniker, deren bekanntester Vertreter Diogenes war.  

Wegen seiner Strenge war Antisthenes bei einigen seiner Zeitgenossen gefürchtet; andere schildern ihn als gewinnenden Gesprächspartner. Platon beschreibt ihn als freudlos, aber nicht unedel.

Von seinen Schriften, die zumeist in Dialogform verfasst waren, sind etwa 60 dem Titel nach bekannt. In ihnen behandelte er Themen aus unterschiedlichen Bereichen, u.a. der Erkenntnistheorie, der Logik, der Ethik sowie der Homerinterpretation und der Rhetorik.  

In seinen Schriften zur Ethik vertrat Antisthenes das Ideal der Entbehrung, die zur Freiheit von Abhängigkeiten führen sollte. Erhalten sind neben Bruchstücken nur die von Antisthenes verfassten, fiktiven Reden des „Aias“ und „Odysseus“.

Zum Bild des Antisthenes in der antiken Literatur

Es ist überliefert, dass Antisthenes die Lehre, die er verkündete, auch selbst lebte. Dementsprechend lehnte er jede Art von Bequemlichkeit und Genuss ab, die über die einfachsten Bedürfnisse hinausging. Die Pflege des Körpers war ihm darum nicht wichtig; er vernachlässigte seine äußere Erscheinung beinahe bis zur Verwahrlosung.  

In der antiken Literatur werden keine Statuen des Antisthenes erwähnt; doch fand man vor einiger Zeit die Basis einer Statue des Philosophen in Ostia, auf der neben seinem Namen auch noch der Name eines Künstlers, Phyromachos, aufgeschrieben ist. Dieser Phyromachos arbeitete für die Könige von Pergamon im 2. Jahrhundert v. Chr. Sein Entwurf des Antisthenesporträts ist also sehr lange nach dem Tod des Philosophen entstanden.

Beobachtungen zum Porträt  

Durch eine Inschrift auf einer Büste konnten Kopien des Porträts des Antisthenes identifiziert werden, die wahrscheinlich auf den Entwurf des Phyromachos zurückgehen.  

Die Büste im Vatikan zeigt Antisthenes als bärtigen alten Mann mit zerwühltem Haar. Der Blick ist ernst; die Brauen sind in einem Ausdruck der Konzentration zusammengezogen. Der Mund scheint wegen Zahnlosigkeit eingefallen.  

Im Vergleich zu anderen Kopien sind die Alterszüge und die zerzausten Haare an diesem Bildnis im Vatikan allerdings abgemildert; das Porträt wirkt geschönt, so dass die von Platon erwähnten edlen Züge des Denkers Antisthenes stärker zur Geltung kommen.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Weise und Lehrer Diogenes
Platon
Sokrates
Philosophen
Diogenes Laertios VI, 13
Lucian,
Fugitivi 20
Lucian, Timon 54 Diogenes Laertios VI, 15-18
Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 86ff.
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 1, Metzler, Stuttgart, 1998