Platon

Platon wird als gutaussehend beschrieben − welches Bild vermittelt jedoch sein Porträt aus heutiger Sicht?

Zur Person  

Platon lebte von 427-347 v. Chr. in Athen. Aus attischem Adel stammend, schloss er sich dem Kreis um Sokrates an, der ihn entscheidend prägte. Nach dessen Tod (399 v. Chr.) begab er sich auf Reisen und hielt sich u.a. am Hof des Tyrannen Dionysios I in Syrakus auf. Nach seiner Rückkehr gründete Platon in Athen seine Schule im Hain des Akademos (= Akademie). Von weiteren Reisen nach Syrakus an den Hof des Dionysios II kehrte er enttäuscht zurück, da er einsehen musste, wie gering die Möglichkeiten der Philosophie waren, auf die Führung des Staates Einfluss zu nehmen.  

Neben Platons „Apologie (= Verteidigungsrede) des Sokrates“ sind 36 in Dialogform verfasste Schriften erhalten, darunter „Symposion“, „Phaidon“, „Politeia“ und die „Nomoi“, die wohl erst nach seinem Tod herausgegeben wurden.  

Platon begründete mit seiner Ethik, Staats- und Ideenphilosophie den ethischen und politischen Idealismus und prägte das abendländische Denken. Sein Einfluss wirkte über seine Schule hinaus auch auf alle anderen philosophischen Richtungen.

Zum Bild des Platon in der antiken Literatur  

Platon soll gutaussehend und stark gewesen sein, auch seine Nase und Augen werden gelobt. Sein Verhalten in der Jugend wird als bescheiden und ruhig beschrieben; er lachte nie, wenn es sich nicht gehörte. Platons ernstes und würdiges Gesicht ist Thema einiger Verse, die Diogenes Laertios überliefert. In seinen späteren Jahren wird Platons gekrümmter Rücken erwähnt, als Persönlichkeitsmerkmal, das von einigen seiner Anhänger imitiert wurde. Die Mitglieder der platonischen Schule werden als auffallend gepflegt beschrieben; eine weitere Eigentümlichkeit war ihr Bart, den sie bis zu seiner natürlichen Länge wachsen ließen. Es darf vermutet werden, dass die Schüler auch hiermit ihren Meister nachahmten.  

Wie Diogenes Laertios berichtet, weihte ein Perser namens Mithridates den Musen eine Statue Platons, ein Werk des Bildhauers Silanion. Unklar bleibt, ob diese nach Platons Tod oder schon zu seinen Lebzeiten entstand. In römischer Zeit waren Bildnisse Platons weit verbreitet, wie mehrere Quellen überliefern.

Beobachtungen zum Porträt  

Die Porträts Platons konnten mit Hilfe einer Hermenbüste in Berlin identifiziert werden, welche die Namensaufschrift „Platon“ trägt. Andere Kopien desselben Vorbildes sind von besserer Qualität als diese etwas grobe Arbeit und geben wohl einen zutreffenderen Eindruck vom Aussehen des originalen Platonbildnisses. Sie zeigen Platon als älteren Mann mit kurzem Haar und auffallend langem Bart, der den Nachrichten über das Aussehen der Anhänger Platons entspricht. Der kleine Mund mit fülliger Unterlippe wird vom deutlich abgesetzten Schnurrbart gerahmt.

Die Augen liegen dicht beieinander; sie erscheinen unter der breiten Stirn verhältnismäßig klein. Die Brauen sind zusammengezogen, was einen konzentrierten Blick und senkrechte Falten über der Nasenwurzel bewirkt. Zugleich ist die Stirn von horizontalen Falten zerfurcht.

Die wenigen Exemplare des Platonbildnisses, bei denen die Nase nicht abgebrochen bzw. modern ergänzt ist, haben eine kräftig vorspringende Adlernase. Wie die Schriftquellen belegen, war diese Nase ein positiv bewerteter Zug.  

Insgesamt ist das Porträt Platons mit nur wenigen individuellen Z ausgestattet; es folgt weitgehend dem gängigen Bild älterer Männer im Athen Platons; der Philosoph blickt allenfalls etwas ernster als üblich. Platon wird so vor allem als Bürger seiner Stadt und seiner Zeit präsentiert.

Diese Darstellung entsprach wahrscheinlich auch dem Selbstbild des Philosophen. Seine freiwillige Einordnung als aristokratisches Mitglied dieser Gemeinschaft wird deutlich, wenn Platon in seinen Schriften mit Stolz auf die edle Abkunft seiner Angehörigen und deren Leistungen für den Staat eingeht.   Eine Statuette mit einer teilweise erhaltenen Namensaufschrift stellte Platon sitzend dar. Die Statuette selbst ist verschollen, aber noch in Gipsabgüssen vorhanden; ihr Kopf ist eine neuzeitliche Ergänzung. Platon wird in dieser Figur als ruhig sitzender älterer Mann dargestellt. Sein Körper ist nicht mehr jugendstraff, auch scheint er etwas gebeugt. Platon ist nur mit einem Mantel bekleidet, der die Brust freilässt. Die eng nebeneinander stehenden Füße stecken in Sandalen. Auf dem Schoß hält er eine geöffnete Schriftrolle.  
Es ist nicht sicher, dass diese Statuette eine verkleinerte Wiederholung der Statue ist, zu der der in zahlreichen Kopien verbreitete Porträtkopf gehörte. Solche Statuetten römischer Zeit gingen nämlich häufig recht frei mit den Motiven der überlieferten Ikonographie um.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Weise und Lehrer
Sokrates
Philosophen
Diogenes Laertios III, 4
Diogenes Laertios III, 25-27
Diogenes Laertios III, 28
Plutarch, Quomodo adulator ab amico internoscatur, 53c
Plutarch, Quomodo adolescens poetas audire debeat, 26b Athenaios XI, 509c-d
Seneca, Epistulae 58, 30 Apuleius, De Platone et eius dogmate I, 1
Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 181ff.
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 9, Metzler, Stuttgart, 1998