Poseidonios ist Vertreter der gleichen Schulrichtung wie Chrysippos bzw. Zenon und steht somit für Enthaltsamkeit. Was aber unterscheidet sein Porträt von dem der anderen?
Zur Person
Poseidonios wurde etwa 135 v. Chr. in Apameia (Syrien) geboren. Der griechische Philosoph, Naturforscher und Historiker gehörte der mittleren Stoa an; er studierte in Athen und lehrte später auf Rhodos. Reisen in den Westen führten ihn u.a. nach Rom, wo er mit Angehörigen der Führungsschicht Kontakt hatte, darunter Pompejus und Cicero. Poseidonios beschäftigte sich mit verschiedenen Themen der Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften, Geographie und Geschichte. Er starb um 50 v. Chr. in Rom.
Beobachtungen zum Porträt
Ein Porträt in Neapel ist durch eine Namensaufschrift auf der Büste als Bildnis des Poseidonios identifiziert. Es zeigt den Philosophen als älteren Mann mit ruhigen Zügen; die Anstrengung des Denkens wird durch die leicht gefurchte Stirn angedeutet. Als Philosoph trägt Poseidonios einen im 1. Jahrhundert v. Chr. sonst nicht üblichen Bart. Für einen Stoiker in der Tradition des Chrysippos wäre zuviel Sorgfalt bei der Pflege seiner äußeren Erscheinung nicht angemessen; Bart und Haupthaar sind darum kurz und schmucklos frisiert.
Die Büste ist mit Untergewand und Mantel drapiert, wobei das Untergewand wohl ein Zugeständnis an die Sitten seiner Zeit ist, denn die ohne Untergewand dargestellte Figur des Chrysippos zeigte noch eine asketischere Haltung.
Das Porträt des Poseidonios verdient besonderes Interesse, weil es einerseits den Vergleich zwischen dem Bildnis eines griechischen Philosophen und Bildnissen von römischen Politikern der gleichen Epoche ermöglicht und andererseits den Vergleich mit Bildnissen älterer Stoiker wie Zenon und Chrysippos.
Sammlung | E-learning | Quellen | Literatur |
Weise und Lehrer Chrysippos Cicero Pompejus Zenon Philosophen | Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 189f. Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 10, Metzler, Stuttgart, 1998 |