Aischines

Aischines soll sehr eitel gewesen sein, aber vermittelt auch sein Porträt diesen Eindruck?

Zur Person  

Aischines lebte von etwa 389−314 v. Chr. in Athen. Der Redner und Politiker war Anhänger Philipps II von Makedonien und Fürsprecher der makedonischen Politik in Athen. Dies machte ihn zum Gegner des Demosthenes, der eine makedonische Vorherrschaft über Hellas nicht hinnehmen wollte, und der mit Hilfe seiner Partei versuchte, Philipps Eroberungen aufzuhalten. Nach der Niederlage des Aischines im „Kranzprozess“ − der zu einer Art Volksabstimmung zwischen seiner Politik und der des Demosthenes wurde − musste er Athen verlassen. Den Rest seines Lebens verbrachte Aischines als Lehrer der Rhetorik auf Rhodos.

Sein Nachruhm geht auf seinen Konflikt mit Demosthenes und seine Fähigkeiten als Redner zurück. Von den Reden des Aischines sind drei erhalten: „Gegen Timarchos“, „Über den Gesandtschaftsbetrug“ und „Gegen Ktesiphon“; die letzten beiden richten sich gegen politische Reden des Demosthenes. Die 12 unter seinem Namen erhaltenen Briefe stammen wohl nicht von ihm.  

Zum Bild des Aischines in der antiken Literatur  

Die schriftliche Überlieferung zu Aischines beschränkt sich auf acht Lebensläufe aus antiker Zeit sowie auf Hinweise in seinen Reden und in denen des Demosthenes. Laut Demosthenes soll Aischines sehr eitel gewesen sein.  
Wo öffentliche Statuen des Aischines in der Antike standen, ist nicht eindeutig überliefert. Christodoros berichtet jedoch aus spätantiker Zeit von einer Bronzestatue des Aischines in den Zeuxippos-Thermen Konstantinopels.  

Beobachtungen zum Porträt  

Die Grundlage für die Identifizierung der Aischines-Porträts bildeten vor allem zwei antike Bildnisse: eine 1780 in Tivoli gefundene Herme mit Inschrift, heute im Vatikan, und eine weitere Herme aus Bitolia in Makedonien, heute im British Museum in London.  
Mit Hilfe dieser Porträts gelang die Identifikation zahlreicher Köpfe und einer Statue als Aischines-Bildnisse. Die Statue wurde im Theater von Herculaneum gefunden und steht jetzt im Nationalmuseum von Neapel. Sie zeigt den Redner mit Chiton und Mantel bekleidet in selbstbewusster Pose.  
Aischines präsentiert sich in diesem Bildnis als vorbildlicher Bürger Athens. Seine heitere Miene und seine ruhige Pose erinnern daran, dass es für einen Redner selbst in heftigen Auseinandersetzungen als würdelos galt, allzu sehr zu gestikulieren oder übermäßig das Gesicht zu verziehen: Aischines vertraut anscheinend so sehr auf die Kraft seiner Worte, dass er seine Hände im Mantel eingewickelt lassen kann.

 Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Philipp II
Demosthenes
Redner & Dichter
Anthologia Graeca II 13ff.Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 73ff.
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 1, Metzler, Stuttgart, 1998