Seneca

Seneca gilt als einer der bedeutendsten Philosophen und Dichter des 1. Jahrhunderts n. Chr. Als Vertreter der kaiserzeitlichen Stoa verkörpert er den Leitsatz von Gleichmut und Unerschütterlichkeit auch in seinem Porträt.

Zur Person  

Seneca (Lucius Annaeus Seneca d. Jüngere) wurde um 4 v. Chr. in Corduba als Sohn des Schriftstellers Lucius Annaeus Seneca d. geboren. Als Philosoph und Dichter gehörte er zu den herausragenden Geistesgrößen des 1. Jahrhunderts n. Chr. Neben seiner literarischen Tätigkeit war er auch römischer Staatsmann und Politiker. Im Jahre 41 n. Chr. wurde Seneca von Kaiser Claudius auf Betreiben von dessen Frau Messalina wegen angeblichen Ehebruchs nach Korsika verbannt. 48 n. Chr. wurde er von der zweiten Frau des Claudius, Agrippina d. Jüngeren, zurückberufen, um die Erziehung ihres Sohnes Nero zu übernehmen. Maßgebenden Einfluss auf die römische Politik erlangte Seneca nach der Ermordung des Claudius im Jahre 54 n. Chr., als er zum Ratgeber des Kaiser Nero aufstieg. Als Konsul übernahm er in den Jahren 54-59 n. Chr. gemeinsam mit Sextus Afranius Burrus die gesamte Reichspolitik. Er erreichte außenpolitische Entspannung durch den Sieg gegen die Parther und eine mildere Politik gegenüber Britannien, während er Nero innenpolitisch mit Rechts- und Steuerreformen hohes Ansehen verschaffte. Seit der Ermordung Agrippinas 59 n. Chr. geriet Seneca jedoch zunehmend in Verruf; er zog sich daher 62 n. Chr. aus der Politik zurück und widmete sich seinen philosophisch-literarischen Studien. Als angeblicher Mitwisser der Pisonischen Verschwgeplantes Mordkomplott gegen Kaiser Nero im Jahre 65 n.Chr. als Reaktion auf dessen zunehmend tyrannische Herrschaftsweise; ausgehend von Mitgliedern der höchsten Kreise Roms (darunter auch der römische Philosoph Seneca und sein Neffe Lucan sowie Angehörige des Kaiserhauses); angeblich unter der Federführung des römischen Konsuls Gaius Calpurnius Piso. wurde er von Nero 65 n. Chr. zur Selbsttötung gezwungen.

Senecas philosophische Schriften waren der stoischen Ethik verpflichtet; sie gehörten bis zum 18. Jahrhundert zur meistgelesenen philosophischen Literatur. Seine 9 Tragödien, darunter „Phaedra“, „Oedipus“, „Agamemnon“, oder „Medea“, beeinflussten das neuzeitliche Drama bis zur französischen Klassik sehr viel stärker als seine griechischen Vorbilder. Ein Kuriosum ist Senecas „Apocolocyntosis divi Claudii“ (=“Verkürbissung des Kaisers Claudius“), eine Satire, die respektlos die politisch günstige Vergöttlichung auf’s Korn nimmt – und so Claudius noch nach seinem Tod mit Spott überhäuft.  

Bild des Seneca in der antiken Literatur  

Aus den Schriften Senecas, der der stoischen Philosophie anhing, sind Anleitungen für ein mäßiges und bescheidenes Leben zu entlesen – erstaunlich für einen reichen Höfling. So entstand aus der Lektüre seiner Schriften bei seinen späteren Lesern die Vorstellung von einem asketischen Äußeren des Philosophen, umso überraschender war der Fund eines durch Inschrift identifizierten Porträts des Seneca.  

Beobachtungen zum Porträt  

Das Porträt Senecas ist als römische Kopie aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. überliefert. Sie befindet sich heute in der Antikensammlung in Berlin.  
Das Bildnis zeigt den Philosophen als ernsten, in die Ferne blickenden Mann mit deutlichen Alterszügen. Besonders ausgeprägt sind die Falten um Nase und Mund, im Bereich der Augen, auf der Stirn sowie am Hals. Anders als die griechischen Philosophen der Stoa (aber passend zum Porträtstil der Kaiserzeit) trägt Seneca keinen Bart, wodurch sein Doppelkinn besonders zur Geltung kommt.  
Seine extreme Stirnglatze ist nur noch von einem dürftigen Haarkranz umgeben. Ganz in der Tradition der frühen Stoiker scheint er auf die Pflege seiner äußeren Erscheinung wenig Wert gelegt zu haben.   Die Darstellung Senecas mit ausgeprägten Stirnfalten sollte wohl das konzentrierte Denken des Philosophen ins Bild setzen. Alterszüge insgesamt als ein Zeichen von Erfahrung und Weisheit standen einem Philosophen gut zu Gesicht.

 Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Weise und Lehrer
Nero
Agrippina minor
Claudius
Julisch-Claudische Dynastie
Seneca, Briefe („Non vitae, sed scholae discimus“.)Chris Scarre: Die römischen Kaiser. Herrscher und Dynastien von Augustus bis Konstantin, ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, 1996, S. 54
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 11, Metzler, Stuttgart, 1998