Augustus (& Livia)

Für Augustus war zeitlose Jugendlichkeit Teil seines politischen Programms. Seine Bildnisse zeigen ihn niemals mit Alterszügen.

Zur Person  

Augustus, ursprünglich Gaius Octavius, wurde 63 v. Chr. in Rom geboren. Als Großneffe Caesars und testamentarisch von ihm adoptiert, wurde er nach dessen Tod 44 v. Chr. römischer Kaiser. Sein Auftreten als Caesars Erbe brachte ihn bald in Konflikt zu Marc Antonius, der im Mutinensischen Krieg im April 43 v. Chr. ausgetragen wurde. 43−33 v. Chr. schloss sich Augustus mit Marcus Antonius und Lepidus zum 2. Triumvirat zusammen. Im Jahre 42 v. Chr. errang er gemeinsam mit Marcus Antonius einen Sieg über die Caesarmörder bei Philippi. 38 v. Chr. heiratete er Livia Drusilla, die zwei Kinder (Drusus d. und Tiberius) aus ihrer ersten Verbindung mit in die Ehe brachte; eigene Kinder des Paares blieben aus. Im Jahre 40 v. Chr. kämpfte er mit Agrippa in den Schlachten bei Mylai und Naulochos erfolgreich gegen Sextus Pompejus. Nach dem Sieg in der Seeschlacht von Aktium (31 v. Chr.) und der Einnahme Alexandrias (30 v. Chr.) kam es zum Selbstmord von Marcus Antonius und Kleopatra VII von Ägypten. Augustus wurde daraufhin zum alleinigen Machthaber. 27 v. Chr. verlieh ihm der Senat den Ehrennamen Augustus (=der Erhabene) und übertrug ihm die Befehlsgewalt über die wichtigsten Provinzen. Damit waren die Grundlagen für eine neue Herrschaftsform, das Prinzipat, geschaffen. Durch Kriege in Spanien (26−19 v. Chr.) sowie an Rhein und Donau (16−9 v. Chr. und 4−9 n. Chr.) bemühte sich Augustus um Festigung und Abrundung des Reichs. Die Herrschaft des Augustus wurde als Pax Augusta („Augustusfriede“) verklärt. Augustus starb 14. n. Chr. in Nola bei Neapel.  

Zum Bild des Augustus in der antiken Literatur  

Antike Autoren berichten, dass Augustus bis ins hohe Alter von anmutiger Gestalt gewesen sein soll. Sein Gesichtsausdruck wird als heiter und ruhig beschrieben, seine Augen als hell und glänzend. Sein Haar soll sanft gewellt gewesen sein, seine Augenbrauen zusammengewachsen und die Ohren mittelgroß. Die antike Literatur bescheinigt ihm jedoch auch lückenhafte Zähne, eine schwielige Haut und eine Adlernase.  

Beobachtungen zum Porträt

Die Bildnisse des Augustus lassen sich in drei Haupttypen untergliedern, die sich vor allem anhand der unterschiedlichen Lockenschemata über der Stirn unterscheiden. Der Octaviantypus ist der früheste Bildnis-Typus und zeigt im Gegensatz zu den späteren Bildnissen des Kaisers eine deutliche Anlehnung an die republikanischen Porträts seiner Vorgänger: So lässt das Gesicht hier noch vereinzelt individuelle Z erkennen und ist weniger ideal als die späteren Bildnisse.  

Octavian wirkt in diesen frühen Bildnissen hager und hat auch einige Falten. Sein Haar ist über der Stirn stark aufgeworfen und die Stirnlocken sind von einer Gabel über dem linken Auge aus in drei Schichten nach rechts gestrichen. Über dem rechten Auge schließt eine Gabel an, die ganz außen aus vier Strähnen in Sichelform besteht und von einer weiteren Lockenschicht überlagert wird. Die übrigen Stirnhaare der linken Gesichtspartie führen in zwei Lagen zur Seite. Der Kopf selbst ist zur Seite gelehnt.  

Porträts des Augustus in einem weiteren Typus, dem sog. Typus Forbes, sind anhand des zur rechten Seite gestrichenen Stirnhaares zu erkennen: Die Stirn wird hier durch das Haar horizontal abgeschlossen. Das Haar ist von einer Gabel in der linken Stirnecke nach rechts gestrichen, so dass eine Gabel mit zwei bis vier nach rechts weisenden Locken entsteht. Diese bilden mit den daran anschließenden Sichelsträhnen eine enges Zangenmotiv, das wiederum im Bereich der rechten Stirnpartie mit einer kleinen Gabel abschließt.  

Schließlich wird das Bild des Augustus in seinem Haupttypus geprägt, der nach der Panzerstatue aus einer Villa der Livia bei Primaporta benannt wird: Er ist an dem sogenannten Zangen- und Gabelmotiv der Stirnlocken zu identifizieren. Die Stirnhaare weisen hier eine Gabel über dem linken Innenwinkel des rechten Auges auf. Über der rechten Gesichtspartie schließt eine weit geöffnete Zange an. Sie setzt sich aus einer dicken herabhängenden Locke und zwei schräg zur Seite herabgeführten Haarbüscheln über dem rechten Auge zusammen. Nach der Gabel über dem rechten äußeren Augenwinkel, weist die nächste schmalere Strähne zur Schläfe hin. Das Haar über der linken Gesichtshälfte ist nach außen gekämmt. Kennzeichnend für den Typus sind die beruhigten und ebenmäßigen Gesichtszüge des Kaisers sowie die größeren Augen.  

Sammlung E-learning Quellen Literatur
Augustus von PrimaportaAugustus, seine Zeit und Dynastie
Caesar
Livia
Agrippa
Kleopatra VII
Tiberius
Skulptur & Münzen: römisch
Vorbild & Kopie: römisch
Theomorphes
Herrscherstatuen
Formate
Mehrere Typen
Kaiserzeit
Julisch-Claudische Dynastie
 Chris Scarre: Die römischen Kaiser. Herrscher und Dynastien von Augustus bis Konstantin, ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, 1996, S. 16ff. Otto Veh: Lexikon der römischen Kaiser, Artemis & Winkler, Düsseldorf, 1998

Livia

Mit Livia kam einer Frau in der Politik Roms eine öffentliche Rolle zu − eine Neuerung, die vor der Zeit des Augustus nicht denkbar gewesen wäre. Porträts der Livia sind Ausdruck dieses neuen Frauenbildes.

Zur Person  

Livia Drusilla wurde ca. 58 v. Chr. geboren und heiratete mit 15 Jahren Tiberius Claudius Nero. Im Jahre 40 v. Chr. musste sie mit ihrem Mann aus politischen Gründen fliehen. Ein Jahr später kehrte sie nach Rom zurück und begegnete Augustus, der sie 38 v. Chr. zu seiner Gattin machte. Sie brachte zwei Söhne von ihrem ersten Ehemann, Tiberius und Drusus d. , mit in die Ehe. Mit Augustus hatte sie keine eigenen Kinder. 35 v. Chr. erhielt Livia die sacrosanctitas (=heilige Unantastbarkeit) und begleitete ihren Mann auf etlichen seiner Reisen.

Der Tod ihres Sohnes Drusus im Jahre 9 n. Chr. traf sie hart. Um die Thronfolge zu sichern, adoptierte Augustus ihren Sohn Tiberius, wodurch sich Livias Stellung weiter festigte. Dieser Schritt führte das claudische Geschlecht der Livia entgültig mit dem julischen Geschlecht des Augustus zur julisch-claudischen Dynastie zusammen. Nach dem Tode des Augustus wurde Livia in die julische Familie aufgenommen, bekam den Titel Augusta (=die Erhabene) verliehen und wurde außerdem zur Priesterin ihres vergöttlichten Gemahls erklärt. Das Verhältnis zu ihrem Sohn Tiberius verschlechterte sich. Aus Angst vor dem zunehmenden Einfluss seiner Mutter, sprach er sich sogar dagegen aus, ihr den Titel mater patriae zu verleihen. 29 n. Chr. starb Livia. Ihre letzte Ruhestätte wurde das Mausoleum ihres Mannes; 42 n. Chr. wurde sie von Kaiser Claudius vergöttlicht.

Zum Bild der Livia in der antiken Literatur  

Livia war antiken Autoren zufolge eine außergewöhnliche Frau mit einem ausgeprägten Standesbewusstsein. Sie pflegte bewusst altrömische Traditionen und Wertvorstellungen. Literarischer Überlieferung gemäß war sie intelligent und hatte ein feines Gespür für politische Notwendigkeiten. Augustus soll Gespräche mit seiner Frau sein ganzes Leben lang als Herausforderung empfunden haben. Gelegentlich soll er sich sogar schriftlich darauf vorbereitet haben.  

Gespräche mit Einzelpersonen und auch wichtigere mit seiner Gattin Livia führte er nur, nachdem er sie schriftlich in seinem Notizbuch festgelegt hatte, damit er nicht improvisierend zuviel oder zuwenig sage.“

Glaubt man antiken Quellen, so reagierte das römische Volk auf Livias großen Einfluss teils amüsiert, teils befremdet. Nicht selten sollen sich Zeitgenossen gefragt haben, wer nun eigentlich im Land das Sagen habe.  

Augustus regiert das Reich, Livia aber regiert Augustus!“  

Von Livias Enkel Caligula ist der Ausdruck „Odysseus im Weiberrock“ als Beschreibung seiner Großmutter überliefert.  

Beobachtungen zum Porträt  

Livia gehört zu den ersten Frauen der Antike, die mit einem Individualportr geehrt wurden. Der Entwurf dieser Bildnisse entstand in der Zeit, als ihr Mann noch als Octavian in die Bürgerkriege der Zeit verwickelt war. Zwei Bildnis-Typen werden dabei unterschieden: der Typus mit Stirnbausch und der Typus mit Mittelscheitel.  

Die frühen Porträts zeigen Livia mit der Stirnbauch-Frisur, einer der aufwendig arrangierten Modefrisuren, die in dieser Zeit erstmals zu beobachten waren: Die Haare wurden zu einer Schlaufe über der Stirn, Zöpfen und Wellen frisiert, die schließlich in einem Nackenknoten zusammengefasst waren. Es ist bekannt, dass in der Antike zu derartigen Frisuren kostbarer Schmuck gehörte. In ihren Bildnissen verzichtete Livia wohl mit Rücksicht auf die von ihrem Ehemann proklamierte Rückkehr zur republikanischen Schlichtheit auf derartige Zierde. Jeder Anschein von königlichem Luxus sollte vermieden werden.  

Wie Augustus in den Jahren seiner unangefochtenen Alleinherrschaft wurde auch das Bildnis der Livia in ihren späteren Jahren in eine zeit- und alterslose Form überführt, die sich an den Formen der bewunderten griechischen Klassik orientierte. Wir sehen nicht mehr die modisch frisierte junge Frau, sondern die große Dame, die wie eine Göttin oder Figur aus dem Mythos auftrat. Dazu passt die schlichte Mittelscheitelfrisur der späteren Porträts. Die Bildnisse der Livia unterscheiden sich zwar durch ihre Frisuren, zeigen sie aber immer mit breiter Stirnpartie, mandelförmigen Augen, einer leicht gewölbten Nase und einem kleinen Mund.

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 Frauen- und Männerporträts
Akteure der späten Republik
Augustus, seine Zeit und Dynastie
Augustus
Tiberius
Claudius
Caligula
Theomorphes
Frauenporträt
Julisch-Claudische Dynastie
 Chris Scarre: Die römischen Kaiser. Herrscher und Dynastien von Augustus bis Konstantin, ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, 1996, S. 21