Isokrates

Isokrates soll sehr zurückhaltend und in sich gekehrt gewesen sein. Doch passt Schüchternheit zu öffentlichem Auftreten als Redner oder zu seinem Porträt?

Zur Person  

Isokrates lebte von 436−338 v. Chr. in Athen. In seinen frühen Jahren war der griechische Redner u.a. ein Schüler des Gorgias. Im Jahre 390 v. Chr. gründete er selbst in Athen eine berühmte Rednerschule. Er sah seine Kunst als Weg zu Anstand und Redlichkeit und sah in der vollendeten Rede ein wertvolles Mittel zur Erziehung. Als Lehrer von Rednern (wie Demosthenes) und Staatsmännern (wie Lykurgos) sowie als Berater von Fürsten, erlangte er hohes Ansehen.   Von den 60 unter seinem Namen verfassten Reden sind 21 erhalten, wie z.B. der „Panegyrikos“, der „Areiopagitikos“ oder die Rede „Über den Vermögensaustausch“; die Zuschreibung einiger Reden ist umstritten. Wegen ihres ausgewogenen Stils wurden sie später sehr geschätzt und besonders gern zu Lehrzwecken eingesetzt. Neben den Reden des Isokrates sind auch 9 Briefe vollständig erhalten.  

Zum Bild des Isokrates in der antiken Literatur  

Antike Quellen berichten, dass Isokrates schüchtern war und eine schwache Stimme hatte. Der Überlieferung zufolge hat er deshalb Reden nie öffentlich gehalten, sondern sich darauf beschränkt, sie zu verfassen und das Reden zu lehren.  
Aus der antiken Literatur ist die Existenz zweier Statuen des Isokrates überliefert: Eine dieser Statuen ließ der General Timotheos zum Zeichen seiner Bewunderung für Isokrates in Eleusis aufstellen. Das zweite Bildnis ließ der Adoptivsohn des Isokrates, Aphareus, nach dem Tod seines Vaters auf einer Säule in Athen errichten.

Beobachtungen zum Porträt  

Eine 1767 in Rom gefundene kleine Büste wird durch ihre Inschrift als Porträt des Isokrates identifiziert. In stark überarbeiteter Form gelangte sie 1785 in die Villa Albani in Rom. Darum ist dem Bildnis kaum mehr abzulesen, als dass Isokrates sich ganz nach der Mode seiner Zeit als würdiger und bärtiger alter Mann darstellen ließ. Doch dürfte dies recht gut seiner Absicht entsprochen haben, denn auch in seinen Reden bemüht er sich um Ebenmaß und Zurückhaltung, nicht um Extravaganz.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Demosthenes
Redner & Dichter
Plinius der Jüngere, Epistulae VI, 29
Pausanias I, 18, 8 Dionysios v. Halikarnass, De Isocrate I
Anthologia Graeca II 256ff.
Gisela M. A. Richter: The Portraits Of The Greeks. Abridged Edition. Phaidon Press Limited, Oxford, 1984, S. 151ff.
Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike, Band 5, Metzler, Stuttgart, 1998