Nero

Nero sah sich nicht bloß als Kaiser, sondern auch als Künstler, der für seine öffentlichen Darbietungen gefeiert werden wollte. Sein Porträt mit feisten Zügen und modischer Frisur illustriert seine Vorstellung von Wohlleben.

Zur Person  

Nero (Nero Claudius Drusus Germanicus Caesar), eigentlich Lucius Domitius Ahenobarbus, wurde 37 n. Chr. in Antium als Sohn des Domitius und der Agrippina minor geboren. Durch seine Mutter war er mit dem regierenden Kaiserhaus verwandt. Entscheidend für seine Karriere wurde dann die Ehe seiner Mutter mit dem regierenden Kaiser. Im Jahre 50 n. Chr. wurde er von Claudius adoptiert. Drei Jahre später heiratete er dessen Tochter Octavia. Nach dem Tod des Claudius trat er 54 n. Chr. dessen Nachfolge an. Nach fünf Jahren maßvoller Regierung nahm sein Regierungs- und Lebensstil nach dem Urteil der Zeitgenossen immer mehr wahnsinnige Züge an: 59 n. Chr. ermordete er seine Mutter. Drei Jahre später ließ er sich von Octavia scheiden und sie ebenfalls umbringen. Am Tod seiner zweiten Frau Popp im Jahre 65 n. Chr. soll er ebenfalls schuld gewesen sein. Den Brand von Rom 64 n. Chr. legte Nero den Christen zur Last und löste damit die 1. systematische Christenverfolgung aus. Große Teile des Stadtgebietes, das durch den Brand verwüstet war, bebaute er mit seiner domus aurea (=Goldenes Haus). Dieser Bauprojekt war so unpopulär, dass nach dem Sturz Neros große Teile wieder an die Bevölkerung Roms zurückgegeben wurden; die Stelle des künstlichen Sees im Garten Neros nimmt bis heute das Kolosseum ein. Verschwörungen führten 68 n. Chr. schließlich zu Sturz und Selbstmord Neros.

Zum Bild des Nero in der antiken Literatur  

Antiken Quellen zufolge war Nero normal groß, hatte gelbblondes Haar, blaugraue Augen und ein schönes Gesicht. Von einer Sehschwäche abgesehen, soll er sich bester Gesundheit erfreut haben. Laut schriftlicher Überlieferung hatte er einen leichten Bauchansatz und dünne Schenkel. Auch soll er insgesamt nicht viel Wert auf sein Äußeres gelegt haben: So berichten antike Autoren, die seinen schlechten Charakter herausstellen wollen, dass sein Körper mit Flecken übersät gewesen sei und absonderlich gerochen habe; oftmals soll er sich zudem ganz unwürdig für einen Kaiser nur im Nachtgewand mit wallendem Haar und ohne Schuhe in der Öffentlichkeit gezeigt haben. Die Nachrichten über Neros luxuriösen Lebensstil, seine Ambitionen als Künstler auf der Bühne und die elegante Stilisierung seiner Bildnisse stehen zu diesen Schmähungen in Widerspruch.  

Beobachtungen zum Porträt

In seinem Porträt bricht Nero mit der julisch-claudischen Tradition. Sein Gesicht ist sehr viel fleischiger und breiter als das seiner Vorgänger. Sein Doppelkinn wird kaum durch einen dünnen Wangen- und Kinnbart verdeckt. Seine Frisur ist sehr voluminös und hat über der Stirn sichelförmige Haarsträhnen, die mit einer Brennschere in Form gebracht werden mussten. Da über Nero die damnatio memoriae (=Auslöschung des Gedenkens) verhängt wurde, sind keine postumen Bildnisse von ihm erhalten.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Frauen- und Männerporträts
Denkmal − Mahnmal − Monument
Agrippina d. Jüngere
Claudius
Umarbeitung
memoria damnata
Lang- & Kurzzeittrends
Julisch-Claudische Dynastie
 Chris Scarre: Die römischen Kaiser. Herrscher und Dynastien von Augustus bis Konstantin, ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, 1996, S. 50ff.
Otto Veh: Lexikon der römischen Kaiser, Artemis & Winkler, Düsseldorf, 1998