Vespasian

Vespasian soll einen sehr angestrengten Gesichtsausdruck gehabt haben, den humorvolle Zeitgenossen als „Drücken“ interpretierten − und Vespasian war der erste, der über solche Scherze lachte.

Zur Person  

Vespasian (Titus Flavius Vespasianus) wurde 9 n. Chr. bei Rieti geboren. Im Jahre 66 n. Chr. beauftragte Nero den militärisch erfahrenen Vespasian, einen Aufstand in Iudaea niederzuschlagen. Währendessen kam es in Rom zum Sturz Neros und zum Kampf der militärischen Befehlshaber Galba, Otho und Vitellius um den Kaiserthron. Vespasian verhielt sich zunächst gegenüber den neuen Herrschern loyal. Im Juli 69 n. Chr. wurde er jedoch von seinen Truppen zum römischen Kaiser ausgerufen. Nach dem Tod des Vitellius im Dezember desselben Jahres wurde er auch vom Senat als Kaiser anerkannt. Vespasian war somit der letzte Kaiser des Vierkaiserjahres und wurde der Begründer der flavischen Dynastie. Gemeinsam mit seinem Sohn Titus eroberte er 70 n. Chr. Jerusalem und gemeinsam feierten sie 71 n. Chr. ihren Triumph in Rom. In der Folge versuchte Vespasian besonders in Gallien die Auswirkungen der Wirren des Vierkaiserjahres zu bewältigen. Er erbaute u. a. das Kolosseum, führte eine rigorose Steuerpolitik und war bekannt für seine Sparsamkeit. Er starb 79 n. Chr. in Rom.  

Zum Bild des Vespasian in der antiken Literatur  

Antike Autoren beschreiben Vespasians Gestalt als gedrungen und kantig mit starken Gliedern. Sein Gesichtsausdruck soll den Eindruck vermittelt haben, dass er „drücke“.   Laut literarischer Überlieferung soll Vespasian auf Kritik gegen die Einführung der Steuer auf Urin (der als Rohstoff in Färbereien gebraucht wurde) mit den Worten „non olet“ (= Geld stinkt nicht) geantwortet haben.

Beobachtungen zum Porträt

In den Bildnissen des Vespasian zeigt sich ein deutlicher Bruch mit der julisch-claudischen Darstellungstradition. Als erster Flavier auf dem Kaiserthron lässt er sich als alter Mann mit Falten, schütterem Haarkranz und ausgeprägter Stirnglatze darstellen. Sein Porträt zeigt ihn mit massigem, beinahe quadratischem Schädel sowie gewölbter Stirn, eng stehenden kleinen Augen und schmalem Mund mit zusammengepressten Lippen. Seine Mimik vermittelt den Eindruck willensstarker Energie.

 Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Nero
Vitellius
Titus
Flavische Dynastie
 Chris Scarre: Die römischen Kaiser. Herrscher und Dynastien von Augustus bis Konstantin, ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, 1996, S. 64ff.
Otto Veh: Lexikon der römischen Kaiser, Artemis & Winkler, Düsseldorf, 1998