Grundlagen und Methoden

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit antiken Porträts setzt die Kenntnis von Methoden voraus, die zur Erfassung aller Informationen nötig sind, die aus dem Befund und aus der Kenntnis von Herstellungsbedingungen zu erhalten sind. Sie werden in diesem Teil des Programms zusammengestellt und erklärt, weil die Ausführungen in den anderen Teilen des Programms immer wieder auf diese grundlegenden Überlegungen und Methoden zurückgreifen, ohne sie jedesmal wieder ausführlich zu begründen.

Identifizierung
Zunächst geht es um die Identifizierung von Porträts. Die Frage nach dem Namen von Dargestellten drängt sich unwillkürlich als erste auf: Im Museum gleitet der Blick zum Beschriftungskärtchen, in einer Zeitung oder einem Buch zur Bildunterschrift. Einige antike Porträts sind mit Namensbeischriften erhalten. Hier geht es nicht nur um deren verschiedene Formen, sondern auch um die Möglichkeiten, antike Porträts ohne Namensbeischriften zu benennen.

Skulptur und Münzen
Die Benennung von Porträts in der Gattung Skulptur durch den Vergleich mit Porträts in der Gattung Münzen ist ein vielversprechender Ansatz, weil Münzbildnisse in großen Mengen und fast immer mit Namensbeischrift erhalten sind. Die Verbindung der kleinformatigen Münzporträts, die gewöhnlich nur eine Profilansicht bieten, bringt eigene Methoden und Schwierigkeiten mit sich, die für griechische und römische Porträts gesondert betrachtet werden müssen.

Vorbild und Kopie
Porträtforschung in der Form, wie sie heute in der Archäologie betrieben wird, wäre gar nicht möglich, wenn nicht in römischer Zeit die Sitte aufgekommen wäre, Porträts in Serien von Kopien zu verbreiten. Diese Praxis führte vor allem dazu, dass überall die Aufstellung standardisierter Bilder des jeweiligen Herrschers sichergestellt war, die nach zeitgenössischen Vorlagen hergestellt wurden. Dasselbe Verfahren konnte aber auch für Kopien genutzt werden, die Jahrhunderte früher als Einzelstücke entstandene Porträts reproduzierten.

Umarbeitung
Antike Bildhauer mussten manchmal unter erschwerten Bedingungen versuchen, aus einer älteren Skulptur ein neues Porträt zu machen. In solchen Fällen waren sie in ihren Gestaltungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Umgearbeitete Porträts dürfen darum nicht nach den gleichen Maßstäben beurteilt werden, wie neue Bildnisse. Hier geht es um die Gründe für Umarbeitungen und die Merkmale, an denen sie erkannt werden können.

Portraitfotografie
Ohne Fotografien kommt die moderne archäologische Forschung nicht aus. Vergleichende Untersuchungen stützen sich in der Regel auf Fotoserien. Doch können Fotos von Skulpturen nur eine Auswahl von Informationen bieten. Es ist darum nötig, sich die Konditionierung unsererer Wahrnehmung durch Fotos bewusst zu machen und sich über die Regeln archäologischer Dokumentarfotografie zu verständigen.

Kopf und Körper
Der auf den Kopf konzentrierte Blick auf Porträts ist erst in römischer Zeit aufgekommen. Das führte dazu, dass Individualporträts auf standardisierte Körper gesetzt werden, und die abgekürzte Form der Büste ohne Körper üblich wird. Griechische Porträts sind hingegen in der Regel als Bildnisse der ganzen Figur konzipiert. Diese Unterschiede, und was sie für den Umgang römischer Kopisten mit griechischen Vorbildern bedeuten, sind Fragen, die berücksichtigt werden müssen.

Funktionen
Antike Porträts wurden meist im Hinblick auf eine bestimmte Verwendung an einem bestimmten Ort geschaffen. Ob es sich um Ehrenstatuen in der Öffentlichkeit oder kommemorative Bildnisse im Inneren eines Grabes handelt, beeinflusst wesentlich die Gestaltung und Deutung. Hier soll ein Überblick über mögliche Funktionen im Vergleich zwischen griechischer und römischer Praxis gegeben werden.

Stilisierungen
Antike Porträts wurden meist im Hinblick auf eine bestimmte Verwendung an einem bestimmten Ort geschaffen. Ob es sich um Ehrenstatuen in der Öffentlichkeit oder kommemorative Bildnisse im Inneren eines Grabes handelt, beeinflusst wesentlich die Gestaltung und Deutung. Hier soll ein Überblick über mögliche Funktionen im Vergleich zwischen griechischer und römischer Praxis gegeben werden.

Fiktive Portraits
Eine große Gruppe antiker Porträts stellt Personen dar, die zum Zeitpunkt von Entwurf und Ausführung ihres Bildnisses schon lange nicht mehr lebten. Einige davon sind beeindruckende Werke. Sie geben Anlass, grundsätzlich über das Verhältnis von Modell und Künstler im Entwurfsprozess nachzudenken… mehr