Formate

Kolossalstatue oder Münzbild: Formate antiker Porträts

Antike Porträts gibt es in unterschiedlichen Größen, von Kolossen, die bis zu 30 Meter hoch waren, bis zu Porträts auf Ringsteinen und Münzen, die nur wenige Millimeter messen.  

Format und Funktion von Porträts sind eng miteinander verbunden. Praktische Probleme für die Porträtforschung ergeben sich, wenn Porträts verschiedener Formate miteinander verglichen werden müssen, z.B. wenn eine winzige Münze mit Namensbeischrift zur Benennung eines namenlos überlieferten Kolossalporträts dient.  

Die Zusammenstellung oben zeigt Abformungen von Augustusbildnissen eines Typus, die letztlich alle auf denselben Entwurf zurückgehen.   Die Originale der Porträts gehören zu verschiedenen Gattungen und wurden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt:  
− Aus Marmor bestehen der lebensgroße Kopf eines Togatus und das überlebensgroße Porträt mit nacktem Büstenansatz aus Pergamon in Istanbul.  
− Das ebenfalls überlebensgroße Porträt aus Meroë in London ist aus Bronze gegossen.  
− Ein kleinformatiger Kopf in Köln besteht aus grünem Glas.  
− Bronzereliefs zur Verkleidung einer Schwertscheide aus Mainz in London zeigen neben einem Bildnismedaillon auch eine Audienzszene mit kleinformatigen Porträts von Angehörigen der julisch-claudischen Dynastie.  
− Die Gemma Augustea ist ein Kameo, der aus Onyx, einem Halbedelstein mit verschiedenfarbigen Schichten, geschnitten wurde. Neben Augustus sind auch andere Mitglieder seiner Familie dargestellt.  
− Münzbilder, hier eine Goldmünze, gehören neben Ringsteinen zu den kleinsten Bildträgern für Porträts.  

Im Auge des größten Porträts hätte das kleinste, ein Münzbild, bequem Platz.  

In der Göttinger Sammlung sind nicht alle möglichen Formate vorhanden. Es fehlen u.a. die sehr großen Kolossalporträts. Einige Bemerkungen müssen darum hier genügen.  

Kolossale und andere überlebensgroße Porträts  

Das Format kolossaler Statuen ist nach den antiken Quellen nicht genau zu beziffern. Es ist aber deutlich, dass nur weit überlebensgroße Bildwerke so bezeichnet wurden, von den größten technisch machbaren Statuen (100 Fuß, ca. 30 Meter Höhe für Bronzestatuen) abwärts bis zu Statuen, die vielleicht nur 10 Fuß hoch waren. Die Verwendung kolossaler Maße für ein Porträt signalisierte, dass der so Dargestellte über das Normalsterblichen erreichbare Maß herausgehoben werden sollte. Schon die ebenfalls kolossalen Kosten sind ein Grund dafür, dass viele dieser Porträts Herrscher darstellten.  

Auch unter den Porträts, die ungefähr doppelt lebensgroß sind, gibt es auffallend viele Herrscherbildnisse. Sie können mit Götterattributen ausgestattet sein und/oder dem Herrscherkult dienen. Doch sind keine Verbote überliefert, die Auftraggeber daran gehindert hätten, entsprechende Porträtfiguren für Privatpersonen zu errichten.  

Als Aufstellungsorte von besonders großen Statuen kamen nur Plätze im Freien oder in eigens dafür errichteten Bauten in Frage. In Rom entstanden viele solcher Kaiserporträts im Zusammenhang mit großen kaiserlichen Bauprojekten, z.B. der ca. 30 Meter hohe Koloss des Nero, der zuerst zur kaiserlichen Residenz der domus aurea gehörte, und später dem flavischen Amphitheater seinen Namen gab.  

Formatbedingt nahmen die Betrachter die Köpfe solch überlebensgroßer Bildnisse aus großer Distanz wahr. Die Ausarbeitung der Porträts kann darauf Rücksicht nehmen, entweder durch deutliche und vereinfachende Ausarbeitung prägnanter Formen der Köpfe, oder durch schräg nach vorn geneigte Gesichtsflächen, die sich von oben den Betrachtern leicht zuwenden.  

Annähernd lebensgroßes Format  

Für Ehrenstatuen und Weihgeschenke war Lebensgröße oder leichte Überlebensgröße das Standardformat (ca. 160−220cm). Auch die meisten Büsten römischer Zeit sind in dieser Größe gearbeitet (Höhe Kinn−Scheitel ca. 20−30 cm).  

Leichte Überlebensgröße wurde anscheinend bevorzugt, doch gibt es dazu noch keine systematischen Untersuchungen. Durch mitunter recht hohe Sockel wurden die Porträts noch weiter über die Betrachter gehoben.  

Unterlebensgroßes Format  

Bei Weihgeschenken waren seit jeher Kleinbronzen gebräuchlich, die die Stifter repräsentieren konnten. In hellenistischer Zeit kamen in dieser Gattung Herrscherporträts hinzu, vor allem von Ptolemäern. In römischer Zeit gab es weiterhin unterlebensgroße Kaiserporträts, meist in Büstenform. Auch römische Kopien nach griechischen Porträts können ihre Vorbilder verkleinert wiedergeben.   Kleinformatige Porträts können als vollwertige Stellvertreter der Dargestellten angesehen werden:  
− bei Votiven  
− bei Bildnissen verehrter Geistesgrößen  
− bei Kaiserbildnissen, die während Amtshandlungen anwesend waren  

Verkleinerung kann eine Vereinfachung von Formen nach sich ziehen, etwa dann, wenn nicht alle an einem lebensgroßen Porträt angelegten Locken auf einem Miniaturkopf untergebracht werden können.  

Weitere Kleinformate  

Verkleinerte Bildnisse finden sich außer bei rundplastischen Werken v.a. auch in Reliefs. In Weih- und Grabreliefs sind die Figuren der Stifter bzw. Grabinhaber meist weit unterlebensgroß. Wichtige Gattungen mit extrem verkleinerten Porträts sind Münzen und Siegelsteine, aber auch Plaketten und Zierbleche, wie das Mündungsblech an der oben abgebildeten Schwertscheide in London.  

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