Römische Portraits

Porträts sind eine der wichtigsten Gattungen der römischen Kunst; zahlreiche römische Porträts sind bis heute erhalten. Die Umstände ihrer Gestaltung und Aufstellung spielten eine so große Rolle in politischen Auseinandersetzungen, im öffentlichen Leben und in der privaten Selbstdarstellung, dass sogar in historischen Quellen häufig von Porträts die Rede ist.   Die Geschichte des römischen Porträts setzt sich aus vielen Facetten zusammen, die in der Gestaltung jedes einzelnen Porträts in unterschiedlicher Weise zusammenwirken können. Zu einem Verständnis müssen jeweils die verschiedenen Aspekte berücksichtigt werden. In diesem Abschnitt werden einige der wichtigsten Grundphänomene behandelt, die sich in ihrer Entwicklung oft über längere Zeiträume beobachten lassen.

Ikonographie

An römischen Porträts sind zunächst wechselnde Formen zu beobachten:
− Statuenkörper von Porträts sind meist nach einer begrenzten Auswahl von Vorlagen gearbeitet, die je nach gewünschter Aussage zum Einsatz kamen.
− Büsten konzentrieren die Darstellung auf den Kopf. Ihre Größe, Form und Ausstattung verändert sich im Laufe ihrer Entwicklung
− Für die Datierung römischer Porträts ist der Wandel von Frisurmoden und Tracht ein wichtiger Indikator.
Aus der Form der Porträts lassen sich bereits Schlüsse auf ihre Verwendung ziehen.

Funktion & Ort

Römische Porträts standen an verschiedenen Orten, wo sie verschiedene Funktionen erfüllten; ihre Gestaltung nimmt darauf Rücksicht.
− Ehrenstatuen verdienter Stifter, Politiker und Kaiser standen im öffentlichen Raum
− Porträts der eigenen Angehörigen und Vorfahren wurden in privaten Wohnhäusern aufgestellt.
− Porträts am und im Grab sollten die Erinnerung an die dargestellten Verstorbenen bewahren helfen

Kaiserportrait

Kaiserporträts sind eine Leitform der römischen Kunst, denn sie sind einerseits gut zu datieren, andererseits orientieren sich andere Werke an Moden, Stil und Ikonographie, die von ihnen vorgegeben wurden.
− Kaiserporträts folgen verbindlichen Entwürfen, die als Typus kopiert wurden.
− Meist gibt es mehrere solcher Typen für einen Kaiser, deren zeitliche Abfolge und Bedeutung jeweils zu klären ist.
− In einigen Fällen ist nachzuvollziehen, welche Programmatik hinter der Wahl eines bestimmten öffentlichen Erscheinungsbildes stand, oder warum ein neuer, abweichender Typus ein bestehendes Kaiserbildnis ablöste.
− Kaiserporträts entstanden einerseits in kaiserlichem Auftrag, andererseits wurden sie meist im Auftrag anderer öffentlicher und privater Auftraggeber errichtet.
− Bedingt durch die Geltung des Kaisers und seines Porträts mussten die Bildnisse der Kaiser entfernt werden, die der memoria damnata verfielen. Das hatte einerseits Zerstörung, andererseits Umarbeitung zur Folge, durch die wieder ein gültiges Kaiserporträt geschaffen wurde.

Kaiser- und Privatportraits

Kaiserporträts waren allgegenwärtig. Die Auseinandersetzung mit diesem Vorbild prägte auch die Gestaltung von Privatporträts.
− In der Kaiserzeit kam es für die Dauer der Regierungszeit eines Kaisers oder einer Dynastie, deren Mitglieder auf Ähnlichkeit untereinander bedacht waren, zu Phasen großer Gleichförmigkeit von Kaiser- und Privatporträts.
− In der Spätantike unterscheiden sich Kaiserporträt und Privatporträt deutlich voneinander.
Beide Phänomene sind als Ausdruck der jeweils verschiedenen historischen Lage zu interpretieren.

Kurz- und Langzeittrends

Kaiser- und Privatporträts folgen verschiedenen, parallel laufenden, langfristigen Entwicklungen, die als Ausdruck bestimmter Überzeugungen und Lebenshaltungen verstanden werden können. In der Folge der datierbaren Kaiserporträts wechseln sich darum Exponenten verschiedener Richtungen unvermittelt ab. Erst die Betrachtung auf dem Hintergrund der vielschichtigen Strömungen der Kaiserzeit wird die Pluralität der Formen historisch verständlich.

Frauenportraits

Ebenso wie die Kaiserporträts die Bildnisse ihrer männlichen Zeitgenossen beeinflussten, wirkten die Porträts der Damen des Kaiserhauses prägend auf Frauenporträts ihrer Zeit. Die aufwendigen Frisuren der weiblichen Mode erlebten im Laufe der Kaiserzeit eine wechselreiche Entwicklung, die dazu führt, dass sich auch Frauenporträts recht gut datieren lassen.

Republikanische Portraits