Kaiserporträts

TypenbestimmheitMehrere TypenStaatskunstProgrammatischesMemoria damnata

Römische Kaiserporträts sind die am besten dokumentierte Gruppe antiker Porträts. Das liegt zum einen daran, dass Bildnisse der Kaiser in allen Städten des Reiches in großen Mengen errichtet wurden. Zum anderen ließen römische Kaiser regelmäßig ihre Bildnisse auf Münzen prägen. Da diese Porträts denselben Entwürfen folgen wie die rundplastischen Porträts, hat die Benennung und Datierung von Kaiserporträts durch Münzvergleich eine feste Grundlage. Einige der wichtigsten, teilweise recht detaillierten Fragen, die an römische Kaiserporträts gestellt werden können, werden in den folgenden Abschnitten behandelt.

Die Bindung römischer Kaiserporträts an feste Typen ist kulturgeschichtlich eines der bemerkenswertesten Phänomene in der Geschichte des antiken Porträts. Eine Aufgabe der Porträtforschung ist die möglichst genaue Erfassung und Beschreibung der Typen römischer Kaiserporträts.

Die Geschichte der Porträts römischer Kaiser wird dadurch bereichert, dass ein Kaiser im Laufe seiner Regierungszeit in mehreren, aufeinander folgenden Porträttypen dargestellt werden konnte. Für die Entstehung neuer Typen gibt es unterschiedliche Gründe.

Die beachtliche Organisationsleistung, die hinter der schnellen und flächendeckenden Verbreitung von Porträttypen gestanden haben muss, ließ die Frage nach der Rolle des Staates aufkommen: Wurden Porträts römischer Kaiser von einer zentralen Stelle aus offiziell verbreitet?

Römische Kaiserstatuen sind immer Träger politischer Aussagen. In der römischen Kunst sollten die Bestandteile eines Bildwerks jeweils einzeln in ihrer Bedeutung verstanden werden: Kopf und Körper können so unterschiedliche programmatische Aussagen abgelesen werden, die der Betrachter zu einer Gesamtaussage kombinieren soll.

Viele antike Kaiserbildnisse sind eigenartig deformiert: Sie tragen Spuren mutwilliger Beschädigung oder sind offenbar aus älteren Porträts umgearbeitet − mit mehr oder weniger ansehnlichem Ergebnis. Dieses sehr verbreitete Phänomen ist auf die Praxis der memoria damnata zurückzuführen, bei der das Andenken eines gewaltsam gestürzten Herrschers getilgt werden sollte.