Kaiserporträts der julisch−claudischen Dynastie

Augustus etablierte den Prinzipat als eine monarchische Regierungsform, die er jedoch als Rückkehr zur Römischen Republik deklarierte. Doch die dynastische Nachfolge in der Herrschaft lag in der Konsequenz der Monarchie. So beerbten Mitglieder seiner Familie Augustus als Kaiser; auf seinen nur adoptierten Sohn Tiberius folgte sein Urenkel Caligula, dann sein Großneffe Claudius und schließlich sein Ururenkel Nero. Die Nähe des Verwandtschaftsverhältnisses zu Augustus bestimmte die Thronfolger, wie die Geschichte der designierten Nachfolger zeigt; die meisten starben vorzeitig.

Den Porträts der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie ist dieses Verständnis von Legitimation durch verwandtschaftliche Beziehungen deutlich anzusehen. Für Augustus war ein Porträttypus geschaffen worden, der den Kaiser in einer zeitlosen, von Alter unberührten klassizistischen Stilisierung zeigt. Die Porträts des Tiberius und Caligula schließen sich diesem Modell sehr dicht an; sie begnügen sich jeweils mit einer leichten Variation des Haarschemas und zurückhaltend individuellen Zügen. Mit der Übernahme des höchst artifiziellen Porträtkonzeptes wird Kontinuität in der Nachfolge des Augustus signalisiert. Erst das Porträt des Claudius, der wie Tiberius in fortgeschrittenem Alter zur Regierung kam, bereichert das immer noch verpflichtende Grundschema mit Alterszügen. Sein Nachfolger Nero wird als Kind in der Tradition julisch-claudischer Prinzenbildnisse dargestellt; wendet sich als Kaiser dann aber davon ab und führt eine neue, unklassizistisch feiste Stilisierung mit modischer Frisur ein, die schon die Entwicklungen der folgenden Zeit einleitet.