Titus (Imperator Caesar Titus Vespasianus Augustus) 79 – 81 n. Chr.

Titus wurde 39 n.Chr. als älterer Sohn des späteren Kaisers Vespasian geboren. Er schlug eine traditionelle Laufbahn mit zivilen und militärischen Ämtern ein. Er befand sich im Jahr 69 n.Chr. mit seinem Vater Vespasianus auf einem Feldzug in Judaea, als die Truppen des Ostens und der Praefekt von Ägypten Vespasian zum neuen Augustus und Titus zu seinem Caesar ausriefen. Zur Regierungszeit Vespasians blieb er Caesar, wurde aber an der Macht beteiligt. Vespasian und Titus feierten 71 n.Chr. gemeinsam den Triumph über Judaea. Nach dem Tod des Vespasian war die Nachfolge für Titus unproblematisch; er ließ seinen Vater divinisieren. In die kurze Regierungszeit des Titus fielen Katastrophen wie der Vesuvausbruch, der mehrere Städte begrub, und Brände in Rom, die auch den kapitolinischen Jupitertempel zerstörten. Titus soll sich in diesen Krisen als umsichtiger Herrscher bewährt haben; besondere Akzente konnte er nicht setzen. Nach seinem Tod wurde er von seinem jüngeren Bruder und Nachfolger Domitian divinisiert.

Auch für die Bildnisse des Titus standen, wie für diejenigen des Vespasian, Porträts des Nero für eine Umarbeitung reichlich zur Verfügung. Ein solches Porträt ist in Göttingen durch einen Kopf der Sammlung Wallmoden vertreten.   Über der Stirn zeigt das Bildnis rundlich eingeringelte Locken. Diese Frisur gehört zu einem Porträttypus des Titus, der schon während der Regierungszeit Vespasians auf Münzen erscheint, also für den Kronprinzen Titus geschaffen worden ist. Das Gesicht des Kopfes in der Sammlung Wallmoden ist für ein Mitglied der flavischen Familie bemerkenswert schmal; doch erklären sich die seltsamen Proportionen aus der Umarbeitung. Denn auf dem Hinterkopf sind die langen, nach vorn gestrichenen Strähnen eines Vorgängerporträts stehengeblieben, das Nero darstellte.

Eine bessere Überlieferung stellt eine Panzerbüste des Titus in Schloss Erbach dar. Dieses Bildnis gehört zu einem Porträttypus, der seit dem Regierungsantritt des Titus belegt ist, ihn also als Kaiser zeigt. Vom Kronprinzenporträt unterscheidet sich dieser Typus dadurch, dass die Stirnhaare in scharf umrissene, plastisch vortretende Sichellocken gelegt sind. Sie bilden den vorderen Abschluss einer Frisur, die am Hinterkopf mit flachen, langen Strähnen ansetzt, sich weiter vorne zu Ringellocken einrollt, die dann von den Sichelsträhnen über der Stirn abgelöst werden. Diese Frisur sieht nur auf den ersten Blick schlicht aus; bei genauerem Hinsehen erweist sie sich als eine Modefrisur, die in der Tradition der von Nero getragenen gradus-Frisur steht.

Wie bei den späten Porträts Neros muß bei den rundplastischen Porträts des Titus ein Bartflaum das Untergesicht bedeckt haben, der so zart angedeutet war, dass er durch Malerei wiedergegeben wurde und bei den Marmorporträts heute nicht mehr zu erkennen ist. Seine Existenz bezeugen jedoch die Münzbildnisse, die Titus abwechselnd mit glatten Wangen und mit Flaumbart darstellen. Dieses Phänomen ist nur dadurch zu erklären, dass die großformatigen Porträts einen in Malerei wiedergegebenen Bart hatten, der im einfarbigen Bronzerelief der Münzen entweder weggelassen oder im Relief wiedergegeben werden musste. Da Vespasian und Titus sich ideologisch in jeder Hinsicht von Nero distanzierten, kann Titus (ebenso wie sein Bruder Domitian) die Frisur und Barttracht nicht getragen haben, um sich absichtlich an Nero anzugleichen. Wie im Kapitel über Lang- und Kurzzeittrends gezeigt wird, war es die besonders elegante Mode junger Leute, die sich allmählich in breiteren Kreisen durchsetzte.  

Der blockhafte Kopf mit dem breiten Gesicht gehört zum Erscheinungsbild der Kaiser der flavischen Dynastie. Titus neigt anscheinend zur Fülle, wie das durchhängende Unterkinn andeutet; exzessive Fettleibigkeit wie bei Nero wird nicht zur Schau gestellt.

Sammlung E-learning Quellen Literatur
 Nero
Vespasian
Umarbeitung
memoria damnata
Lang- & Kurzzeittrends
 Porträts des Titus