Hadrian (Publius Aelius Hadrianus, als Kaiser: Traianus Hadrianus Augustus) 117 – 138 n. Chr.

Hadrian wurde 76 n.Chr. in Italica (Spanien) geboren. Er befand sich unter den Militärs, die den Kaiser Trajan auf seinem Feldzug gegen die Parther begleiteten. Die Adoption durch seinen Onkel muss wohl schon länger geplant gewesen sein, vollzogen wurde sie aber erst auf dem Totenbett des Kaisers am 7. August 117. Hadrian erfuhr davon offiziell erst zwei Tage später, so dass Zweifel am legitimen Zustandekommen der Adoption nicht ausbleiben konnten.Hadrians Politik unterschied sich grundlegend von der seines Adoptivvaters. Er gab die Expansionspolitik seines Vorgängers auf und widmete sich ganz der Stärkung des inneren Zusammenhalts des riesigen Reiches. Dazu unternahm er mehrere langjährige Inspektionsreisen durch alle Provinzen, wobei seine besondere Fürsorge dem griechisch sprechenden östlichen Teil des Reiches galt.

Es ging dabei aber noch um mehr. Hadrian hat durch eigenes Interesse der schon lange angebahnten Entwicklung zum Durchbruch verholfen, nach der die Beschäftigung mit der Kultur der Griechen legitimer Lebensinhalt sein konnte. Er selbst dichtete, dilettierte in Architektur und baute sich, dem Konzept des otium entsprechend, bei Tivoli eine Villa, die so riesig war, dass er dort hätte residieren können.

Er hielt sich allerdings nur selten in Rom oder Tivoli auf, so dass man nicht damit rechnen kann, dass die Bildnistypen, die im Laufe seiner Regierungszeit entstanden, alle in Rom entworfen worden sind, wie es bis dahin üblich war.

Insgesamt sieben Bildnistypen haben sich bisher isolieren lassen. Das Wort ‚isolieren‘ meint, dass einige Bildnistypen einander so ähnlich sind, dass sie nur von Spezialisten auseinander gehalten werden können. Sie sind in den antiken Kopierbetrieben oft − versehentlich oder absichtlich − vermengt worden, wodurch sog. Bildnisklitterungen entstanden. Weshalb man sich dennoch veranlasst sah, sieben Bildnisentwürfe des Kaisers herzustellen, ist ungeklärt.

In Bezug auf die chronologische Reihenfolge der Bildnistypen und ihre genaue zeitliche Einordnung steht die Forschung vor denselben Schwierigkeiten wie bei den Bildnissen Trajans. Die von Max Wegner eingeführte Reihenfolge ist von der folgenden Forschung mangels besserer Vorschläge beibehalten worden:

− Typus Stazione Termini  

− Typus Chiaramonti, hier vertreten durch die Gesichtsmaske eines Kopfes in der Sala Rotonda des Vatikan  

− Typus mit der Rollockenfrisur, hier vertreten durch einen Kopf in Jerusalem  

− Typus Baiae, hier vertreten durch einen Kopf im Vatikan  

− Typus Imperatori 38  

− Typus Busti, hier vertreten durch einen Kopf in Kopenhagen  

− Typus Tarragona-Capitol  

Für diese Reihung hat sich ein stilistisches Detail als hilfreich erwiesen: das Aufkommen der sog. Augenbohrung, d.h. der Markierung von Iris und Pupille durch mehr oder weniger tiefe Einritzungen. Die Augenbohrung tritt etwa seit 130 n.Chr. auf und hat sich in den Werkstätten schnell durchgesetzt. Es wird angenommen, dass Iris und Pupille zuvor mit malerischen Mitteln wiedergegeben wurden. Doch nur an ganz wenigen Porträts haben sich solche farbigen Fassungen in Resten erhalten oder konnten durch moderne Untersuchungsmethoden nachgewiesen werden.

Wie in seiner Politik unterschied Hadrian sich auch in der Gestaltung seines Bildnisses von Trajan. Die Haartracht aller Kaiserbildnisse Hadrians stehen in der Tradition der neronisch-flavischen Frisur der coma in gradus formata. Von der Haartracht Domitians unterscheidet sie sich nur durch verspielte, naturnahe Einzelformen, die den Zusammenhang allerdings auf den ersten Blick verdecken. Auch der kurzgestutzte Vollbart, den Hadrian als erster Kaiser trägt, steht in derselben neronisch-flavischen Tradition; er ist durch Hadrian ‚hoffähig‘ gemacht worden. Ob mit diesem Bart zugleich auch eine Anspielung an die Bildnisse griechischer Bürger der spätklassischen Zeit wie Aristoteles oder Theophrast vorliegt, ist in der Forschung umstritten. Auch physiognomisch sind die Hadriansbildnisse sehr homogen: Die Gesichter fast aller Bildnistypen haben ein gepflegtes Äußeres ohne erkennbare Alterszüge. Nur der sog. Rollocken-Typus, hier eine Replik in Jerusalem, ist durch eine leicht angespannte Mimik unterschieden, für die die Forschung noch keine plausible Erklärung gefunden hat.

Es gibt von Hadrian noch einen weiteren Bildnistypus, der allerdings in der Zeit vor der Adoption entstanden sein muss. Doch während seiner Herrschaft als Kaiser wurde er kopiert. Er erscheint gegen Ende der Regierungszeit sogar in der Reichsprägung, vielleicht aus Anlass der Adoption des Aelius Verus. Der Typus hat nach diesen Münzen die Typenbezeichnung Delta-Omikron erhalten. Er unterscheidet sich von den Bildnissen Hadrians als Kaiser durch die Frisur. Sie folgt nicht dem Muster der gradus-Frisur, sondern ist dem anderen Muster neronisch-flavischer Modefrisuren verpflichtet, der anulus-Frisur: Die Haare sind relativ kurz geschnitten und mit der Brennschere in Ringellöckchen gelegt. Diese Herrichtung findet sich später noch an den ersten beiden Bildnistypen Marc Aurels wieder. Verbunden ist diese Frisur mit einem modisch geschnittenen Bart, der Wangen, Kinnspitze und Oberlippe bedeckt, aber den Kinnboden freilässt. Es ist nicht bekannt, wann das Urbild dieses Bildnistypus geschaffen wurde. Da er auf den alexandrinischen Münzen schon bald nach dem Regierungsantritt Hadrians erscheint, könnte er im Osten schon länger verbreitet gewesen sein. Vielleicht hängt seine Entstehung mit dem Amt des Archon eponymos zusammen, in das ihn die Athener im Jahre 112 gewählt hatten. Den Bildnistypus Delta-Omikron verbindet der Knick in den Ohrläppchen mit allen anderen Bildnistypen aus Hadrians Regierungszeit, so dass die Bildnisse dieses Kaisers leicht erkannt werden können.

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 Porträts des Hadrian Fittschen EAA Suppl. 2