Porträts der Adoptivkaiser (96-192 n. Chr.)

Die Kaiser von Nerva bis zu Antoninus Pius hatten keine eigenen Kinder und adoptierten daher ihre künftigen Nachfolger. Diese Regelung brachte ein Jahrhundert der Stabilität im Prinzipat. Das Fehlen leiblicher Söhne der regierenden Kaiser schloss eine Legitimation durch Abstammung nicht grundsätzlich aus, denn die Kandidaten für die Thronfolge entstammten in der Regel der weiteren Verwandtschaft des Kaisers. Doch war die Darstellung von Familienähnlichkeit anscheinend entbehrlich, bis mit Commodus erstmals wieder ein Kaisersohn die Nachfolge antrat.

Nerva und Trajan tragen in ihren Porträts kurze Haare und sind bartlos, folgen also grundsätzlich dem seit augusteischer Zeit üblichen Habitus. Allerdings sind sie nicht klassizistisch stilisiert, ihre Gesichter zeigen ungeschönte Züge und energische Mimik, die Haare sind nicht kunstvoll arrangiert, sondern in unprätentiöse Strähnen gekämmt. Hadrian trägt als erster Kaiser einen Bart zu einer eleganten Lockenfrisur. Die Frisuren der folgenden Kaiser entwickeln dieses Modell weiter; die Locken werden immer üppiger, die Bärte länger. Die Mimik der Kaiser seit Hadrian ist entspannt, der Ausdruck souveräner Ruhe kann bis zur Entrücktheit gesteigert werden.