Trajan (Marcus Ulpius Traianus) 98 – 117 n. Chr.

Trajan wurde 53 n.Chr. in Italica (Spanien) geboren, 97 n.Chr. von Nerva in Abwesenheit adoptiert. Er begab sich erst nach dessen Tod 98 n.Chr. von der germanischen Front nach Rom. Die Regierungszeit des Trajan war weiterhin durch Kriege an der Donau und im Osten geprägt. Er war ein sehr erfolgreicher Feldherr; unter seiner Regierungszeit erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Die Kriege gegen die Daker an der Donau sind Thema des Reliefbandes der Trajanssäule in Rom. Selbst kinderlos, adoptierte Trajan Hadrian, den Sohn eines Cousins, der sein Nachfolger wurde.

Sechs Bildnistypen Trajans aus der Zeit von seiner Adoption 97 n.Chr. bis zu seinem Tod 117 n.Chr. sind nachzuweisen. Sie lassen untereinander keine programmatischen Unterschiede erkennen. Da es auch Vermischungen von Motiven verschiedener Bildnistypen gibt (sog. Bildnisklitterungen), wird von einigen Forschern eine noch größere Zahl von Bildnistypen angenommen.

Die Bildnistypen Trajans lassen sich nur durch die Art, wie die Strähnen über der Stirn geordnet sind, unterscheiden, denn physiognomisch sind sie recht einheitlich. Nur die Deutlichkeit, mit der einzelne individuelle Merkmale wie die Nasolabialfalten und die Falte über der Nasenwurzel ausgeführt sind, ist gewissen Schwankungen unterworfen. In der Anordnung der Stirnhaare sind nahezu alle denkbaren Variationen belegt: Eine Gabelung der Stirnhaare über der Stirnmitte zeigen der ‚Regierungsantritt-Typus‘, hier vertreten durch ein Exemplar im Kapitolinischen Museum, und der ‚Typus Paris 1250-Mariemont‘, hier das Exemplar in Paris. Eine Gabelung über der linken Stirnhälfte hat der ‚Bürgerkronentypus‘, eine Gabelung über der rechten Stirnhälfte der ‚Typus Panzerstatue Ostia‘, beide nicht in der Göttinger Sammlung vertreten.

Beim ‚Decennalien-Typus‘ sind die Haare einheitlich ohne Gabelung nach links gerichtet, z.B. an einem Exemplar im Vatikan. Eine Zange über der linken Stirnhälfte haben der ‚Opferbild-Typus‘ und der ‚Typus Ostia-Olympia‘, hier vertreten durch den Kopf in Ostia.  

Es ist bisher nicht möglich, die genauen Entstehungsdaten und Anlässe für die einzelnen Bildnistypen zu ermitteln, doch lässt sich die Reihenfolge auf Grund des Stils in groben Zügen feststellen: Am Anfang stehen die Bildnistypen, deren Kopfhaar dem Schädel ganz flach, ohne plastisches Volumen anliegen und an denen das Ende der Strähnen über der Stirn eine durchgehende Linie bildet, wie bei einem Exemplar des ‚Regierungsantritt-Typus‘ im Kapitolinischen Museum.   Dass dieserTypus und der ‚Bürgerkronentypus‘ zu den frühen Bildnistypen gehören, ergibt sich auch aus der Beobachtung, dass viele Kopien aus Bildnissen des Domitian umgearbeitet sind. Der erste könnte sogar schon 97 n.Chr., also gleich nach der Adoption entstanden sein.

Zu den späteren Bildnistypen gehören diejenigen, bei denen die Stirnhaare durch eine größere Plastizität hervorgehoben werden, wie beim Porträt des Typus ‚Paris 1250-Mariemont‘ in Paris. Bei anderen späten Porträttypen werden die Stirnhaare durch in lockerer Verteilung präsentiert, so beim ‚Decennalien-Typus‘ und dem ‚Typus Ostia-Olympia‘. Der letztgenannte ist nur in wenigen Kopien nachweisbar. Er ist offenbar der letzte, der vielleicht aus Anlaß der Verleihung des Titels optimus an Trajan im Jahre 114 n.Chr. entstanden ist.

Am verbreitetsten ist der ‚Decennalien-Typus‘, der von der Forschung mit der Feier der Decennalia, Trajans zehnjährigem Regierungsjubiläum, im Jahre 108 n.Chr. verbunden worden ist, wenngleich zwingende Gründe dafür bisher nicht beigebracht werden konnten.

Programmatisch ist an den Bildnissen Trajans die Abkehr von den Bildnissen seines Vorgängers Domitian und der neronischen Tradition. Sein Haar ist ganz schlicht nach vorn auf die Stirn gekämmt und nicht durch die Brennschere zu der charakteristischen neronisch-flavischen Modefrisur (coma in gradus) geformt. Das passt zu der auch in Trajans Politik erkennbaren Tendenz, sich von domitianischer Politik, die er in anderer Hinsicht bruchlos fortsetzte, durch einen eigenen Regierungsstil abzusetzen.

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