Septimius Severus (Imperator Caesar L. Septimius Severus Pertinax Augustus) 193−211 n. Chr.

Septimius Severus wurde 146 n.Chr. in Leptis Magna geboren. In zweiter Ehe war er mit Julia Domna aus der syrischen Priesterdynastie von Emesa verheiratet; seine beiden Söhne und Nachfolger, Caracalla und Geta, entstammen dieser Ehe. Für seine Karriere war die Aufnahme in den Senat aufgrund der Fürsprache Marc Aurels wichtig; gefolgt von einer zivilen und militärischen Laufbahn, die ihn schließlich zum Amt des legatus Augusti pro praetore in Pannonien führte.  In der Situation, als bald nach dem Sturz des Commodus dessen Nachfolger Pertinax 193 n.Chr. ermordet wurde, wurde Septimius Severus von seinen Truppen in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen. Er konnte sich gegen seine Konkurrenten Didius Julianus und

Pescennius Niger durchsetzen. Clodius Albinus, der von den Truppen in Britannien zum Kaiser ausgerufen worden war, machte er zu seinem Verbündeten und verlieh ihm den Titel eines Caesar. Septimius Severus suchte zunächst Anschluss an die Tradition des Pertinax, den er konsekrierte und dessen Namen er führte. Seit 195 n.Chr. aber verstärkte er seine Bemühung um Legitimation, indem er sich als echten Nachfahren der Antonine bezeichnete und dies durch zahlreiche Maßnahmen unterstrich. 197 n.Chr. besiegte er Clodius Albinus bei Lyon, dieser kam auf der Flucht um. 198 n.Chr. beteiligte Severus Caracalla mit dem Titel Augustus an der Regierung. Der jüngere Geta erhielt den Titel eines Caesar, 209 n.Chr. wurde auch er zum Augustus.  

In seiner Regierungszeit führte Septimius Severus nach außen Kriege gegen die Parther und in Britannien, auf dem Britannienfeldzug starb er 211 n.Chr. in York. Die Beziehungen zum Senat waren während seiner Regierung angespannt, weil er die Entwicklung zur Entmachtung des Senatorenstandes zugunsten des Kaisers, des Ritterstandes und der Armee vorantrieb. Er veranlasste den prächtigen Ausbau seiner Heimatstadt Leptis Magna. 204 n.Chr. beging Septimius Severus die Saecularfeier Roms. In Rom sind bis heute zwei ihm gewidmete Ehrenbögen erhalten.

Von Septimius Severus sind vier Bildnistypen überliefert. In der Gestaltung der beiden ersten ist eine klare Programmatik zu erkennen, anders als bei den beiden folgenden.

Der erste Typus muss im Anschluss an die Anerkennung des Severus durch den Senat 193 n.Chr. entstanden sein und war während der gemeinsamen Regentschaft mit Clodius Albinus bis 196 n.Chr. gültig. Septimius Severus ist in diesem Typus mit kräftig-gedrungenem Gesicht, leichten Gesichtsfalten und kürzerem, durch Bohrungen aufgelockertem Haar und Bart wiedergegeben. In seinem Erscheinungsbild ist er kaum von dem hier auf Clodius Albinus bezogenen Bildnis zu unterscheiden; und es ist nicht wirklich sicher, welcher der beiden Typen welchen der beiden Kaiser wiedergibt. Sicher war die Ähnlichkeit beabsichtigt und die Bildaussage dieselbe. Die Porträts der unmittelbar vorausgehenden Kaiser des Jahres 193 n.Chr. brachten eine neue Einfachheit in der Frisur und die Miene starker Anstrengung, wie in unterschiedlicher Weise die Porträts des Pertinax und des Pescennius Niger zeigen. Obwohl Septimius Severus zunächst den Namen des Pertinax geführt hatte, entschied er sich gegen eine solche Gestaltung seines Porträts. Zugleich wurde die allzu enge Anlehnung an die überfeinerte Tradition der Antoninen gemieden, wie sie Didius Julianus vertreten hatte. Die beiden Porträts wirken einfacher, handfester und nüchterner in ihren kurzen Frisuren und Bärten als etwa die Porträts des Commodus. Sie bleiben aber mit dem gebohrten, also sorgfältig gelockten Haar und der zurückhaltenden Altersangabe und Mimik einigermaßen in der antoninischen Tradition. In der Situation von 193 n.Chr. gedacht, stellen sie ausgesprochene Kompromisse der Selbststilisierung dar, mit denen nichts falsch zu machen war.

Dann aber, in der schwelenden Auseinandersetzung mit Clodius Albinus und den damit einhergehenden Legitimationsproblemen, suchte Severus symbolisch den Rückhalt im antoninischen Kaiserhaus. Seit 195 n.Chr. propagierte er seine Abstammung von den Antoninen bzw. seine Adoption in dieses Kaiserhaus. Er nannte sich Sohn des Marcus, Bruder des Commodus, rehabilitierte dessen Andenken. 196 n.Chr. machte er seinen älteren Sohn (den späteren Kaiser, der unter dem Spitznamen Caracalla bekannt ist) zum Caesar und gab ihm den Namen des Marc Aurel: Marcus Aurelius Antoninus. Diesen Wandel seiner Legitimationspolitik muss Septimius Severus durch einen Porträttypus betont haben, den sog. Adoptionstypus, der hier in einem leider verriebenen Exemplar in der Sammlung Wallmoden vertreten ist. Haar und Bart sind bei diesem Typus wesentlich üppiger und länger als vorher. Das Haar wölbt sich an den Schläfen in großen Schwüngen nach außen, nur in der Mitte sitzen einige kleine kurze Locken. Alle Falten sind aus dem Gesicht getilgt. Bis auf die kurzen Locken in der Stirnmitte sind damit die charakteristischen Züge des letzten Typus des Marc Aurel wiederholt. Entsprechend ist das Porträt des jungen Caracalla an das des jungen Marc Aurel angeglichen. Auf den Münzen ist der Typenwandel im Jahr 196/7 n.Chr. zu beobachten.

Ein neuer Bildnistypus des Kaisers, der nur wenige Jahre später entstand, ist aus dem Typus des Jahres 196/7 n.Chr. entwickelt, mit einer auffallenden Veränderung. An die Stelle der kurzen Löckchen in der Stirnmitte treten vier lang herabhängende Locken. Diese können gewellt sein, es können aber auch richtige Korkenzieherlocken sein. Das Porträt in München ist ein ausgezeichneter Vertreter des Typus, der allerdings anstelle der vier nur drei lange Stirnlocken hat. Der Typus ist seit ca. 200 n.Chr. auf Münzen erkennbar und kommt auf dem 204 n.Chr. entstandenen Argentarierbogen in Rom vor.Die Forschung hat in den Stirnlocken lange eine Nachahmung der Stirnlocken des graeco-ägyptischen Gottes Sarapis sehen wollen. Deshalb wird der Typus gern als ‚Sarapistypus‘ bezeichnet. Septimius soll den Gott auf einer Reise nach Ägypten in den Jahren um 200 n.Chr. besonders schätzen gelernt haben, sein Sohn Caracalla hat ihm später in Rom einen aufwendigen Tempel errichtet. Doch ist diese Vermutung inzwischen mit guten Gründen in Frage gestellt und vorgeschlagen worden, in der Frisur eine auch sonst verbreitete Modefrisur zu sehen.

In einem späteren Typus, der auf dem nach 204 n.Chr. zu datierenden Ehrenbogen für Septimius Severus in seiner Heimat Leptis Magna erscheint, hat Septimius Severus einen längeren, aber weniger voluminösen Bart und sehr kurz geschnittenes Haar, das zungenförmig ins Gesicht gekämmt ist und dem Kopf eng anliegt. Nach den retardierenden Rückgriffen auf die antoninische Tradition scheint Severus sich damit der schon lange beliebten und programmatisch von seinen Söhnen getragenen Kurzhaarmode der Zeit anzunähern.

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