Alexander Severus 221/222 – 235 n.Chr.

Alexander Severus war ein Vetter des Elagabal. Er war der Sohn der zweiten Tochter der Julia Maesa, Julia Mamaea. Julia Maesa war als Schwester der Julia Domna eine Schwägerin des Kaisers Septimius Severus. Im Jahr 221 n.Chr., als sich abzeichnete, dass Elagabal als Kaiser nicht zu halten sein würde, veranlasste die Familie ihn, seinen 13jährigen Vetter zu adoptieren und zum Thronfolger (Caesar) zu machen. Nach dem gewaltsamen Ende Elagabals wurde Alexander Severus im Jahr 222 n.Chr. Kaiser und regierte bis 235 n.Chr. gemeinsam mit seiner Mutter Julia Mamaea, die ihn sogar auf seinen Feldzügen begleitete. Die Herrschaft des Alexander Severus war um ein gutes Verhältnis zum Senat bemüht und wird von der Geschichtsschreibung als positiv charakterisiert. Doch verstärkten sich die Gefahren von außen. Es etablierte sich die Herrschaft der Sassaniden, die bis in byzantinische Zeit zu den Hauptgegnern der Römer zählten. An der Rheingrenze fanden schwere Germaneneinfälle statt. In Mainz wurden Alexander Severus und Julia Mamaea im Zuge einer Miltärrevolte umgebracht und der militärisch erfahrene Maximinus Thrax als Kaiser eingesetzt.

Die Porträts des Alexander Severus sind vergleichsweise zahlreich überliefert. Sie gehören alle einem Grundtypus an. Für ihn typisch sind ein jugendliches Gesicht ohne Mimik und eine Kurzhaarfrisur aus feinen ‚Federchen‘ (sogenannte a-penna-Technik), die bei den handwerklich anspruchsvollen Exemplaren immer in derselben Form ‚gekämmt‘ ist. Die Federchen teilen sich an der linken Stirnecke, werden an der linken Schläfe zurückgestrichen und laufen über der Stirnmitte mit konvexem Kontur zur rechten Seite. An der rechten Stirnecke machen sie einen kleinen Gegenschwung, biegen nach vorn und werden in der unteren Schläfenzone nach hinten gestrichen. Auffallend sind bei allen Porträts die vollen, schön geschwungenen Lippen.

Die Proportionen der Köpfe variieren und zeichnen damit das Erwachenwerden des Kaisers vom 13jährigen Knaben bis zum 26jährigen jungen Mann nach. Entsprechend nimmt der Bartwuchs zu. Das kindliche Porträt auf einer Togabüste in Rom, Kapitolinische Museen, stellt die früheste Version dar; der Kopf in Berlin ist deutlich größer und gibt den Heranwachsenden mit einem Bartanflug auf der Oberlippe wieder; der leicht überlebensgroße Kopf in Paris zeigt den jungen Erwachsenen mit einem Bart, der ganz um das Kinn herumläuft, sowie mit einem Bärtchen auf der Oberlippe. Die Kinderporträts wurden zuweilen auf den 20 Jahre später lebenden Sohn des Philippus Arabs, Philippus Minor bezogen. Doch die feinen Divergenzen in den Physiognomien und die stilistischen Unterschiede in der Haarwiedergabe − die für die zwanziger Jahre typischen ‚Federchen‘ bei Alexander Severus und die einfache Pickung des Haares bei Philipus Minor − bestätigen die Deutung der Kinderbildnisse vom Typus Kapitol als solche des Alexander Severus. Ob dieser Typus anlässlich der Adoption des Alexander Severus durch Elegabal (221 n.Chr.) oder anlässlich seines Regierungsantritts (222 n.Chr.) geschaffen wurde, lässt sich nicht entscheiden.

Lange galten die glatten wohlgeformten Züge des Alexander Severus als klassizistisch und die wirklichkeitsnahen der Soldatenkaiser als realistisch. Deshalb sah man im 3. Jahrhundert n.Chr. unterschiedliche Stilrichtungen mit divergierenden inhaltlichen Hintergründen am Werke. Doch sind die Bildnisse des Alexander Severus einfach solche eines jungen Kaisers. Die zahlreichen Thronfolgerbildnisse der Folgezeit wurden durchaus ähnlich stilisiert. Die Bildnisse junger Männer folgten ganz offensichtlich einem anderen Modell als die Bildnisse altgedienter Militärführer, aus deren Reihen die meisten Kaiser des 3. Jahrhunderts n.Chr. stammten.

Ein Bronzekopf unbekannter Herkunft in Bochum gibt den Typus des Alexander Severus so vereinfacht wieder, dass man an der Benennung zweifeln könnte. Doch die deutliche Überlebensgröße spricht in dieser Zeit für ein Kaiserporträt. Die Spuren heftiger willentlicher Zerstörung, die dieses Porträt aufweist, sind sichtbarer Ausdruck von memoria damnata am Bildnis eines gewaltsam gestürzten Kaisers.

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