Carus (M. Aurelius Carus) 282−83 n.Chr., Carinus (M. Aurelius Carinus) 283−285 n.Chr., Numerianus (A. Numerius Numerianus) 283−284 n.Chr.

Carus wurde 224 (?) n.Chr. in Narbo (Narbonne) geboren und hatte eine hohe zivile und militärische Ämterlaufbahn hinter sich, als er in Sirmium gegen Probus zum Kaiser ausgerufen wurde. Er machte seine beiden Söhne zu Mitregenten. Mit dem jüngeren, Numerianus, unternahm er einen Feldzug gegen die Sassaniden, starb aber nach 10 Monaten der Regierung. Auf dem Rückweg wurde Numerianus getötet. Der angeblich etwas mehr als dreißigjährige Sohn Carinus verteidigte erfolgreich die Westgrenzen. Nach dem Tod des Numerianus machten kleinasiatische Heeresteile Diokletian zum Kaiser, im Entscheidungskampf gegen diesen siegte Carinus, wurde aber vom Heer verraten und getötet.

Von Carus sind nur Münzbildnisse bekannt, die ihn als älteren Mann mit Halbglatze zeigen. Bezeichnend für das Experimentieren der Kaiser dieser Jahrzehnte mit ihrer Selbstdarstellung sind aber die Porträts des Carinus und Numerianus.  

Von Carinus existiert nur ein Porträt im Konservatorenpalast in Rom, das aber durch die Überlebensgröße als Kaiserporträt und durch die schlagenden Ähnlichkeiten mit den Münzbildern als das des Carinus identifiziert werden kann. Carinus ist als jüngerer Mann mit kurzflockigem Haar und lockigem Bart dargestellt, fast ganz frei von Alterszügen und von Mimik. Aber sein Porträt wirkt nicht wie das des Claudius Gothicus, dem es in der Gestaltung von Haar und Bart ähnelt, denn es fehlt ihm fast ganz die bewusst abstrakte Komposition mit ihren bestimmenden Senkrechten und Waagrechten. Stattdessen ist der Kopfumriss nach unten verjüngt, ein innerer Kontur aus geradlinigen Rändern von Stirnhaar, Schläfenhaar und Barträndern entsteht nicht. Die Brauen sind geschwungen, die Augenform normalisiert und nicht betont langgezogen. Wüsste man nicht, dass Carinus dargestellt sein muss, würde man dieses Porträt vermutlich in die spätseverische Zeit datieren, auf deren Formen es offenbar zurückgreift − wiederum als eine Erinnerung an bessere Zeiten, die wiederkehren sollen.

Noch eigenartigere Porträts hatte offenbar Numerianus für sich herstellen lassen. Wir kennen auch sie nur durch Münzbildnisse, die aber eigenwillig genug sind. Als einziger Kaiser des 3. Jahrhunderts n.Chr. trug Numerian das Haar halblang und vorn gelockt, eine Frisur, die in manchen Münzstätten wie ein Vorläufer der konstantinischen Frisur wirkt, allerdings voluminöser ist. Überdies wurde Numerianus in der Münzstätte Ticinum (Pavia) einmal mit dem Herrscherdiadem dargestellt, wie zuvor Gallienus. Diese Prägung ist ebenso schwer zu erklären wie die Darstellung des Gallienus mit Diadem. Da aber später Konstantin den offenen Übergang zur Monarchie durch die Übernahme des hellenistischen Königsdiadems kennzeichnete, kann man diese Prägung als Symptom dafür auffassen, wie sehr damals die Gedanken um diese Frage kreisten. Ebenso müssen auch die eigenwilligen Stilisierungen der Porträts des Carinus und Numerianus als weitere Zeugnisse für das Ringen um ein adäquates Herrscherbild angesehen werden.  

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