Claudius Gothicus (M. Aurelius Valerius Claudius) 268 − 270 n.Chr.

Die historische Überlieferung für Claudius Gothicus und die folgenden Kaiser ist besonders dürftig. Für Claudius Gothicus wird sie zusätzlich verfälscht, weil Konstantin später seine Abkunft auf Claudius Gothicus zurückführte und die spätantiken Autoren den Kaiser darum im besten Licht erscheinen lassen.   Claudius Gothicus stammte angeblich aus dem Illyricum. Er war vielleicht als Militär gemeinsam mit Aurelianus und anderen an der Verschwörung gegen Gallienus beteiligt und wurde dessen Nachfolger. Er errang bedeutende Siege, vor allem über die Goten bei Naissus. Danach nahm er den Beinamen Gothicus Maximus an.

Weiteres Wirken verhinderte sein Tod an der Pest. Sein natürliches Ende kurz nach dem Sieg sicherte ihm ungeschmälertes Ansehen. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass Konstantin sich im Jahr 310 n.Chr., als er aus dem tetrarchischen Herrschaftssystem ausschied und eine neue Legitimationsgrundlage suchte, als Abkömmling des Claudius Gothicus bezeichnete und dieser zum Ahnherrn der konstantinischen Dynastie avancierte.

Von Claudius Gothicus ist ein qualitätvolles lebensgroßes Porträt in Worcester nachgewiesen. Repliken fehlen, die bestätigen würden, dass der Kopf ein Kaiserporträt ist. Doch sind die Übereinstimmungen mit den Münzbildnissen so groß, dass die Identifizierung in der archäologischen Literatur akzeptiert wird, ebenso wie im Fall des Kopfes des Traianus Decius im Kapitolinischen Museum. Neben den Ähnlichkeiten des Profils sowie der Haar- und Barttracht gibt es individuelle Details wie die weitgehend von dem kurzen Bart bedeckte Oberlippe, der unterschiedliche Verlauf der Haarkonturen an den Schläfen und der Adamsapfel. Der Adamsapfel tritt heute stärker hervor als ursprünglich geplant, weil unter ihm eine Kerbe in den Hals hineingeschlagen ist. Aber auch ohne diese Kerbe wölbt er sich noch deutlich heraus.

Das Porträt des Claudius Gothicus scheint auf den ersten Blick an die Ikonographie der frühen Porträts des Gallienus anzuschließen. Es hat ähnlich kurzes flockiges Haupthaar und einen kurzgelockten Bart, fast entspannte Mimik und kaum Alterszüge. Nur die tiefen, aber locker gestreuten Stirnfalten deuten im Vergleich mit den Porträts des Gallienus das vermutlich deutlich höhere Alter des Claudius an. Doch kommt im Vergleich mit den frühen Porträts des Gallienus eine eigenwillige abstrakte Komposition des Kopfes hinzu. Sie ist auch bei den späten Porträts des Gallienus zu beobachten, dort wird sie als besonders expressives Ausdrucksmittel verwendet. Von vorn gesehen bilden die Konturen von Schläfenhaar und Bart strenge Senkrechte gegen das Gesicht hin (innere Konturen), denen Waagerechte entgegenstehen: die harte und weit durchgezogene Waagrechte der Augenbrauen, mit der die langgezogenen Augen, die Begrenzung des Stirnhaares, die Mundspalte und die merkwürdig vereinzelten Stirnfalten korrespondieren. Die Grenzen des Bartes an den Wangen sind geradlinig, die äußeren Umrisse des Untergesichts von den Ohren an polygonal. Dabei wirkt das Inkarnat weich und griffig.

Das Porträt stellt eine eigentümliche Verbindung von klassischer Formschönheit und abstrakter Komposition dar. Ihre Verbindung ist als neues Experiment in der Frage der angemessenen Herrscherdarstellung zu verstehen.

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