Die Epoche der Soldatenkaiser 235-285 n.Chr.

Gordianus I & II, Pumpienus und Balbinus, Trebonianus & Volusianus & Aemilianus, Quintillus, Aurelianus, Tacitus & Florianus, Probus,

Die Geschichte der Jahrzehnte nach dem Ende der severischen Dynastie verlief turbulent und war nach außen von verlustreichen Kriegen und nach innen von häufigen gewaltsamen Wechseln der Kaiser geprägt. Die sogenannten Soldatenkaiser wurden von verschiedenen Teilen des Heeres in schneller Folge zum Kaiser ausgerufen und oft von denselben Truppen ebenso schnell wieder beseitigt. In dieser unübersichtlichen Situation ist es schwierig, einen Überblick über alle Kaiser, Mitregenten und Usurpatoren zu bekommen, oder gar ihnen allen Porträttypen sicher zuzuweisen.

Dennoch ist es bemerkenswert, dass selbst von Kaisern mit äußerst kurzer Regierungszeit Porträttypen geschaffen wurden, die auf Münzen und in vollplastischen Exemplaren verbreitet wurden. Dies wirft ein Licht auf die Leistungsfähigkeit der Werkstätten Roms, die auf Porträts spezialisiert waren und offenbar äußerst effizient arbeiteten.

Zum führenden Porträtideal der Zeit gehörten der praktische und bewusst karge Kurzschnitt von Haar und Bart sowie Gesichter mit realistisch wirkenden Physiognomien und angespannter Mimik, die vermutlich Erfahrung, Einsatzbereitschaft und Tatkraft verdeutlichen sollten. Eine immer expressiver gestaltete Meißelarbeit steigerte die Ausdruckskraft dieser Porträts. Um die Mitte des Jahrhunderts setzt sich eine Gegenströmung durch, die wieder Porträts mit ruhigerem Ausdruck und stärker naturalistisch wirkender Gestaltung bevorzugte. In mancher Beziehung hatten diese Veränderungen eine Parallele in der Formensprache der zahlreichen stadtrömischen Sarkophage. Im Zusammenhang mit der weiteren Gestaltung der Porträts des Gallienus hat dies zur Vorstellung einer ‚Gallienischen Renaissance‘ geführt.

In der Folge gingen die Versuche weiter, ein neues, der Zeit angemessenes Herrscherbild zu finden. Zurückgewandte Stilisierung und zunehmende Abstrahierung der Form vom Naturvorbild sind Gegensätze, die dennoch vielfältige Verbindungen eingingen. Diese Experimentierphase reichte über das Ende der Soldatenkaiserzeit und die Tetrarchie bis in konstantinische Zeit.

Da nicht von allen Kaiser der Soldatenkaiserzeit Porträts greifbar sind, kann hier nur eine Auswahl vorgeführt werden, an der sich aber die wichtigsten Veränderungen ablesen lassen.