(Marcus Aurelius Antoninus) Elagabal 218-222 n.Chr.

Elagabal (geb. 203 n.Chr.) war der Sohn der Julia Soaemias und Neffe der Kaiserin Julia Domna, aus dem Geschlecht der Priester des Gottes Elagabal von Emesa, heute Homs, in Syrien. Er hieß ursprünglich Varius Avitus Bassianus. Nach der Ermordung Caracallas und der Machtergreifung des Macrinus im Jahr 217 versuchte die Severerfamilie, vor allem Julia Maesa, die tatkräftige Schwester der Julia Domna und die Großmutter Elagabals, das Heer wieder für sich und damit die Macht wiederzugewinnen. Den Soldaten wurden hohe Belohnungen versprochen. Darüber hinaus präsentierte die Familie den 14jährigen Bassianus als Thronfolger mit der Begründung, er sei ein leiblicher Sohn des beim Heer beliebten Caracalla mit seiner Cousine Soaemias.

Wie die Zeitgenossen Herodian und Cassius Dio berichten, wurde der Knabe den gegen die Festungen der Severeranhänger heranrückenden Truppen sogar auf den Zinnen gezeigt, damit sie sich von der Ähnlichkeit überzeugen konnten. Das Komplott gelang, Elagabal wurde 218 unter dem Namen Marcus Aurelius Antoninus, der ihn mit der Antoninentradition und Caracalla verband, Kaiser und kam 219 nach Rom. Schnell zeigte sich, dass er der Rolle nicht gewachsen war und sich nach kurzer Zeit von seinen Beratern nicht mehr dirigieren ließ. Er machte sich zusätzlich unbeliebt, weil er seinen Gott Elagabal nach Rom brachte und als dessen Priester fungierte. Sein bereits antiker Spitzname entstand in dieser Phase. 221 stellte die Familie ihm seinen Cousin, den 12jährigen Severus Alexander an die Seite, der ihn 222 ablöste.

Die Porträts lassen in einzigartiger Weise den programmatischen Charakter der Bildnisstilisierung erkennen. Nachgewiesen sind aus der kurzen Regierungszeit zwei Bildnistypen, die jeweils in mehreren Exemplaren erhalten sind. Sie sind einander so unähnlich, dass unbefangene Betrachter sie nicht als Darstellungen ein und derselben Person erkennen würden.

Schon immer bekannt war der charakteristische Typus, der Elagabal als jungen Mann mit vollem ovalem Gesicht, üppigen Lippen, halblangen Haarsträhnen und einem Jugendbart auf der Oberlippe und den Wangen darstellt. Er entspricht der Mehrzahl der Münzbilder Elagabals.

Erst spät erkannte man, dass auch der Typus eines Knaben mit eckigem Gesicht und kurzgeschnittenem, dickflockigem Haar, der in mehreren Exemplaren überliefert ist und deshalb einen Kaiser wiedergeben muß, Elagabal darstellt. Der Typus ist dem letzten Bildnistypus des Caracalla aus den Jahren 215-217 n.Chr. buchstäblich aus dem Gesicht geschnitten, bis hin zu den schmalen langen Augen, den prallen gespannten Gesichtsflächen, dem kurzen, dickflockigen Haar und dem leicht gebogenen Haarabschluss über der Stirn. Der Bezug wird dadurch verstärkt, dass er mit der kurzen Panzerbüste mit schräggezogenem Paludament verbunden ist, den die Werkstätten für Caracallas Bildnisse aus der Zeit seiner Alleinherrschaft erfanden und die auch für den letzten Bildnistypus Caracallas regelmäßig verwendet wurde. Für jeden erkennbar, stellten diese Bildnisse Elagabal als eine verjüngte Version des späten Caracalla, als seinen Sohn dar. Die frühesten Münzen des Elagabal bestätigen diese Deutung.

Die datierten Münzbildnisse zeigen aber auch, dass Elagabal schon kurz nach seiner Ankunft in Rom nichts mehr von dieser Stilisierung wissen wollte und ein neues Bildnis von sich machen ließ, bei dem man zumindest den Jugendbart und die vollen Lippen als persönliche Züge ansehen kann. Vielleicht sind diese Porträts ein Beleg dafür, wie schnell der junge Kaiser sich von der Bevormundung durch die Familie und die Berater frei machte.

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