Probus (M. Aurelius Probus) 276−282 n.Chr.

Probus wurde 232 n.Chr. im illyrischen Sirmium geboren und war angeblich einfacher Herkunft; seine Militärlaufbahn ist unklar. Er wurde vom Heer im Osten als Gegenkandidat zu Tacitus und Florianus zum Kaiser erhoben, kämpfte erfolgreich an verschiedenen Reichsgrenzen und brachte die Sassaniden zu einem Friedensschluss. Auf dem Weg zu einem weiteren Feldzug gegen die Sassaniden wurde er 282 n.Chr. in Sirmium getötet, als Carus dort als Gegenkandidat aufgestellt wurde. Probus wurde nach kurzem Intervall konsekriert.

Von Probus sind zwei rundplastische Porträts erhalten: der weit überlebensgroße Kopf im Kapitolinischen Museum in Rom und ein feuervergoldeter Bronzekopf, der als Teil eines Hortfundes unter dem Kapitol von Brescia gefunden wurde. Die Köpfe unterscheiden sich in den Proportionen, der Kopf in Brescia ist naturnäher proportioniert als der in Rom. Ferner hat der Kopf in Brescia ein weit vorspringendes Kinn, während der kapitolinische zwar ein langes, aber nicht vorstehendes Kinn hat. Der Unterschied mag damit zusammenhängen, dass der kapitolinische Kopf aus einem älteren umgearbeitet ist, bei dem die Masse für das Kinn fehlte. Entsprechende Varianten finden sich allerdings auch in den großen Medaillonprägungen des Probus. In wesentlichen ikonographischen Details stimmen die Köpfe überein.

Der Kopf im Kapitolinischen Museum wirkt durch seine unnatürliche kastenartige Form befremdend. Gerade die Verbindung von individualisierenden und extrem abstrakten Elementen macht ihn zu einem der großartigsten Porträts am Übergang zur Spätantike.

Zweifellos ist in diesem Porträt die Tradition einer abstrakten Komposition fortgesetzt, wie sie zuerst bei den späten Porträts des Gallienus, danach bei dem des Claudius Gothicus zu spüren war. Der Kopf wirkt nicht nur in der Vorder- und in der Seitenansicht kastenförmig. Der abstrakten Gesamtform entsprechen noch deutlicher als bei den genannten Porträts die Waagrechte der Augenbrauen, die langgezogenen Augen, die Waagrechten des Stirnhaarrandes und des Mundes sowie die senkrechten und waagrechten Stirnfalten. Zugleich wirkt der Kopf aber doch sehr individuell: vor allem durch das hagere Untergesicht, den etwas eingefallenen Mund mit zusammengepressten Lippen, die doppelten Fältchen seitlich der Mundwinkel und das ausgeprägte Kinn. In einer leichten Schrägansicht, auf die der Kopf angelegt ist, wirkt er auch durchaus lebendig und bewegt.

Der Kopf steht deutlich in der Tradition der Porträts des Claudius Gothicus und des Aurelianus, wenn der Vorschlag für die Identifizierung des letzteren Porträts richtig ist. Besonders im Vergleich zum Porträt des Claudius Gothicus sind allerdings Alterszüge und physiognomische Anspannung wieder gesteigert, Haar und Bart einfacher geworden. Ein wenig vom Habitus der älteren Soldatenkaiserporträts scheint wieder auf. Der ausgeprägte Zusammenhang zwischen den Porträts des Claudius Gothicus, Aurelianus und Probus könnte programmatisch gewesen sein. Alle drei stammten anscheinend aus Illyricum, Aurelian und Probus aus Sirmium. Claudius Gothicus und Aurelianus waren vielleicht beide an der Verschwörung gegen Gallienus beteiligt gewesen. Alle drei waren auch später als diejenigen Kaiser bekannt, die begannen, die Krise des Reiches zu bewältigen. So mag sich der eine bewusst auf den anderen bezogen haben.

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