Traianus Decius (C. Messius Quintus Traianus Decius) 249−251 n.Chr.

Traianus Decius stammte aus der Gegend von Sirmium in Pannonien und konnte bei Regierungsantritt auf eine Karriere zurückblicken, die ein Konsulat einschloss. Seine Frau Herennia Cupressenia Etruscilla entstammte einer alten Familie, die sich von den Etruskern herleitete. Im Alter von ca. 60 Jahren wurde Decius durch seine Truppen zum Kaiser gemacht. Seine Regierungszeit war wie die seiner Vorgänger geprägt von Verteidigungskämpfen. 251 n.Chr. kam er mit seinem Sohn Q. Herennius Etruscus im Kampf gegen die Goten um − als einer der ganz wenigen Kaiser des 3. Jahrhunderts n.Chr., der nicht einem Rivalen aus den eigenen Reihen zum Opfer fiel. In christlichen Kreisen wurde der Kaiser durch die Verordnung eines reichsweiten Bittopfers bekannt, das zu einer umfassenden Verfolgung der Christen führte, die dieses Opfer ablehnten.

Lange Zeit war als Porträt des Decius nur ein Kopf in den Kapitolinischen Museen bekannt, der trotz des Fehlens von Repliken wegen seiner Überlebensgröße auf einen Kaiser, und wegen der individualisierten und mit den Münzbildnissen übereinstimmenden Züge immer auf Decius bezogen worden ist. Wahrscheinlich ist auch in einer Büste in Oslo Traianus Decius dargestellt, doch sind die handwerklichen Unterschiede zwischen den beiden Porträts so groß, dass sich ein Replikenverhältnis nicht sicher nachweisen lässt.

Obwohl Decius als Kaiser den Beinamen Traianus annahm, lässt sein Porträt von einer Angleichung an dieses Vorbild nichts erkennen. Das Porträt ist vielmehr ähnlich stilisiert wie die Porträts des Maximinus Thrax und des Philippus Arabs. Seine Aussage entspricht diesen Vorläufern, doch ist die Expressivität weiter gesteigert. Traianus Decius war zwar älter als seine Vorgänger, aber die Falten in dem ausgemergelten Gesicht sind zusätzlich unnatürlich vertieft, die mimische Anspannung ist nochmals verstärkt. Die Ausdruckskraft dieser Elemente wird dadurch gesteigert, dass alle Formen kantig zugeschnitten sind und wie eingerissen oder eingeschlagen wirken. Entsprechend sind auch Haar und Bart durch grobe Meißelhiebe strukturiert.  

Diese Art der Wiedergabe beruht keineswegs auf Unvermögen. Das beweist das Porträt der Kaiserin Herennia Etruscilla, das denselben Werkstätten entstammen muss und ganz den alten Traditionen bildhauerischer Arbeit verpflichtet ist. Ebenso harmonisch waren sicher die Porträts der jungen Thronfolger und Mitregenten Herennius Etruscus und Hostilianus gestaltet. Sie sind nur durch Münzen bezeugt, rundplastische Porträts nicht sicher identifiziert. Andere Porträts von Jugendlichen aus derselben Zeit geben aber eine Vorstellung von den Gestaltungsmöglichkeiten.

Die ältere Forschung wollte in Gesichtern wie dem des Decius gern die Verzweiflung der Krisenzeit des 3. Jahrhunderts n.Chr. gespiegelt sehen. Sicher kann man sich Porträts mit derart angespannter Mimik nicht ohne weiteres in blühenden Friedenszeiten vorstellen. Dennoch liegt einer solchen Interpretation die anachronistische Vorstellung von einem Porträt als genuiner Wiedergabe einer Person und ihrer Stimmung zugrunde. Der grundlegend repräsentative Charakter römischer Porträts wird unterschätzt, die immer eine positive Aussage zur dargestellten Person in der Gesellschaft vermitteln sollen. Dies gilt in besonderem Maße für den Kaiser. Deshalb muss auch das Porträt des Decius in einem positiven Sinne verstanden werden. Zwar kann es Stimmungen der Krisenzeit spiegeln, muss aber auch das Versprechen enthalten haben, sich mit aller Kraft einzusetzen und auf diese Weise militärischen Erfolg und die Sicherheit des Reiches zu garantieren. Dieses Verständnis von der Rolle des Kaisers in der Krise des 3. Jahrhunderts n.Chr. soll Alexander Severus formuliert haben: „Ich bemühe mich, das Sinkende auf mich zu nehmen“.

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„Ich bemühe mich, das Sinkende auf mich zu nehmen“Porträts des Philippus Arabs