Die ‚Großen Gallier‘ 2

Fundgeschichte und Benennung der Skulpturen

Die Aufstellung der beiden Gallierfiguren in den antiken Horti Sallustiani legt ihr Fund Anfang des 17. Jahrhunderts auf dem Gelände der Villa Ludovisi nahe. Die genaue Fundstelle und der Fundkontext sind nicht bekannt. Doch kann man von einer gemeinsamen Aufstellung der Figuren ausgehen, da sie zusammen in einem Inventar der Besitztümer Ludovisi von 1623 verzeichnet sind. Die nicht mehr erhaltenen Teile der Figuren ergänzte der Bildhauer Ippolito Buzzi schon kurz nach der Auffindung (Abb. 01) . Später wurden die Skulpturen getrennt und gelangten in zwei verschiedene römische Museen (Kapitolinische Museen und Nationalmuseum).

In Bildern und Beschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts werden die Gallierskulpturen noch als Gladiatoren bezeichnet. Dazu gab die Darstellung sterbender, verwundeter Kämpfer den Ausschlag, die noch dazu eine Frau bei sich haben, wie es in der Arena, jedoch nicht in der Schlacht möglich schien. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts erkannte man, daß es sich bei den dargestellten Kriegern nicht um Gladiatoren handelt, sondern um Gallier.

Für diese Benennung gibt es einige unverkennbare Merkmale, die die ethnische Zugehörigkeit anzeigen: Der ‚Sterbende Gallier‘ trägt einen auffälligen Schmuck um den Hals, den torques. Dieser metallene Reif, dessen kugelförmige Enden in der Halsgrube zu liegen kommen, ist eine typische Schmuckform gallisch-keltischer Stämme, die häufig archäologisch und literarisch nachzuweisen ist (Abb. 02) .

Neben dem torques zeichnen den ‚Sterbenden Gallier‘ – wie auch den ‚Gallier Ludovisi‘ – der dichte Oberlippenbart und die kurzen Haare aus, die mit Kalk gefestigt und gefärbt vom Kopf abstehen: Weder Griechen noch Römer trugen Oberlippenbärte oder kurze, gekalkte Haare, so daß in Beschreibungen der keltischen Barbaren gerne diese andersartige Barttracht und Frisur aufgegriffen wird (Abb. 03) (Abb. 04) . Die Gefährtin des ‚Galliers Ludovisi, die er im Arm hält, trägt ihre Haare kurz, was ebenfalls für eine Griechin oder Römerin unvorstellbar wäre, sondern die Gallierin auszeichnet. Andere antiquarische Details, die diese Benennung rechtfertigen, sind die gallischen Ovalschilde oder das Horn (cornu), die auf den Plinthen der Skulpturen liegen.

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