Die ‚Großen Gallier‘ 10

Die Aufstellung der ‚Großen Gallier‘ in den Horti Sallustiani in Rom

Wie der Großteil antiker griechischer Skulptur sind die ‚Galliergruppe Ludovisi‘ (Abb. 01) und der ‚Sterbende Gallier‘ (Abb. 02) nicht als Originale, sondern in römischen Marmorkopien erhalten. Diese Kopien wurden im 17. Jahrhundert auf dem Areal der Villa Ludovisi im Bereich der antiken Horti Sallustiani gefunden. Über ihren exakten Fundort ist nichts bekannt.

Nach einer Angabe bei Plinius (Nat. Hist. XXXIV 84) erscheint es möglich, dass die hellenistischen Bronzeoriginale des pergamenischen Siegesdenkmals spätestens unter Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) als Ausstattung seines Palastes nach Rom gelangt waren. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurden nach diesen Vorbildern die qualitätvollen Kopien für die Horti Sallustiani angefertigt.

Die Gärten waren zu dieser Zeit in kaiserlichem Besitz. Es bleibt zu fragen, welches Interesse die Kaiser leitete, die Bilder von besiegten Kelten aufzustellen, gegen welche man sich nicht mehr zur Wehr setzen mußte. Das ursprünglich politische Monument, gestiftet anläßlich der Siege über die Galater in Kleinasien, die ein hellenistischer König errungen hatte, muß in den römischen horti in einem ganz neuen Bedeutungszusammenhang gestanden haben, über den man nur spekulieren kann.

Unabhängig von jedem konkreten politischen Bezug sind die ‚Großen Gallier‘ griechische Meisterwerke, opera nobilia, deren Aufstellung den Besitzer als gebildeten Kunstkenner ausweist. Doch sind sie eben auch Skulpturen mit militärisch-kriegerischem Hintergrund, deren Aufstellung in den horti ungewöhnlich scheint. Doch wie die Funde von tropaia (Waffenweihungen) in den Gärten zeigen, gehörten Bildwerke mit deutlich militärischem Inhalt ebenso zur Ausstattung der horti wie Kultbilder oder Kentaurenfiguren.

Einen aktuellen Bezug der Aufstellung der ‚Großen Gallier‘ zu einem historischen Ereignis des 2. Jahrhunderts n. Chr. wie z. B. den Dakerkriegen des Kaisers Trajan (98-117 n. Chr.) herzustellen, ist nicht möglich. Eher sind sie als allgemeingültiges Barbarenbild zu verstehen, das in der Kaiserzeit ein beliebtes Bildthema war und – wie es in hellenistischer Zeit für das pergamenische Siegesdenkmal galt – als Folie diente, vor der die Größe und der Machtanspruch des Herrschers klarer hervortraten.

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