Venus und ihre Dienerinnen 2

Ein raffiniertes Spiel mit der Tradition

Die Bildhauer, die die Figurengruppe wahrscheinlich im späten 1. Jahrhundert n. Chr. für die Aufstellung in den Horti Lamiani schufen, griffen in äußerst komplexer Weise auf ältere Vorbilder zurück: Die Venus kopierten sie nach einem Werk des 1. Jahrhunderts v. Chr., das wiederum auf verschiedene griechische Stilepochen, besonders auf den Strengen Stil des 5. Jahrhunderts zurückverwies.
Für die Gewandfiguren hingegen nutzten sie schon vorhandene Statuen aus thasischem Marmor (deren Oberfläche bereits etwas verwittert war) und setzten ihnen neue, betont jugendliche und gefühlvoll gewendete Köpfe und neue Arme aus parischem Marmor an.
Doch auch die wiederverwendeten Statuen waren bereits Kopien nach griechischen Originalen, die hier gezeigte Figur nach einem Werk des 3. Jahrhunderts v. Chr. Ob der Figurentypus ursprünglich eine Kultdienerin darstellte, ist nicht sicher. Doch könnte das um die Schultern gedrehte und gewickelte Manteltuch dafür sprechen.

In der Antike hatte es einen ähnlichen Ausdruckswert wie heute hochgekrempelte Ärmel und bezeichnete Figuren, die die Hände zum Arbeiten frei haben müssen, wie z. B. Musikantinnen und Dienerinnen im Haus oder im Kult.

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