Frühhellenistische Skulptur 4

Form als Eigenwert

Bewegten Figuren und Gruppen wie den Galliern gaben die streng konstruierenden Bildhauer des 3. Jahrhunderts gern Formen, die an Pyramiden und Polyeder erinnern. Damit sollte wohl die Dreidimensionalität und Vielansichtigkeit der Skulpturen verdeutlicht werden. Die raffiniert gestaltete Form könnte aber auch – ähnlich wie in der Dichtung des frühen Hellenismus – einen Eigenwert besessen haben: Die Figuren sollten bis ins kleinste durchkonstruiert sein, zugleich aber völlig natürlich wirken. Bei dem jahrhundertealten Umgang mit Zahl und Maß als einem Element der Wahrheit in der griechischen Skulptur und Architektur ist es denkbar, daß dabei raffinierte Maßsysteme angewandt wurden, die bisher nicht erkannt sind. Etwas von solchen strengen Regeln läßt die Statuette des Knaben mit der Gans erkennen.

Auch in der Wandmalerei des 3. Jhs. zeigt sich die Vorliebe für rechtwinklig komponierte Figuren mit streng begradigten Umrissen.

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